Brachytherapie

Nachfolgend erhalten Sie alle wichtigen Informationen zur Brachytherapie, zur Bedeutung, den Arten und Unterschieden, Voraussetzungen, Abläufen, möglichen Nebenwirkungen und Kosten.

Auf einen Blick

  • Bestrahlung „von innen“, direkt an dem zu bestrahlenden Zielgebiet
  • Einsatz z.B. bei Krebserkrankungen des weiblichen Genitaltrakts, der Prostata, der Speiseröhre, der Bronchien, der Haut und der Brust
  • Durchführung teilweise unter Narkose notwendig
  • Vorteil: hohe Strahlendosis bei Schonung des gesunden Gewebes, dadurch geringere Nebenwirkungen

Hinweis: Die Informationen dieses Fachtextes können und sollen eine ärztliche Meinung nicht ersetzen und dürfen nicht zur Selbstdiagnostik oder -behandlung verwendet werden.

Was ist die Brachytherapie?

Die Brachytherapie bezeichnet eine strahlentherapeutische Therapieform bei der eine umschlossene, radioaktive Bestrahlungsquelle direkt in das Zielgebiet bzw. in dessen unmittelbare Nachbarschaft in den Körper eingebracht wird.

Auch bekannt unter: Bestrahlung von innen, interne Strahlentherapie oder Kurzdistanz-Therapie

Wenn ein Tumor in einem Hohlraum des Körpers wächst oder die Operationsnarbe in der Wand eines Hohlraums liegt, kann die Strahlenquelle eingeführt werden und direkt dem Tumor angelegt werden. Dies geschieht mittels einer Hülse (Applikator), die die Strahlungsquelle enthält. Die Strahlenquelle hat eine nur geringe Reichweite von wenigen Millimetern, deshalb auch „brachy“, weil das „kurz“ oder „klein“ bedeutet. Als Strahlenquelle wird Radionuklid, das bedeutet, eine radioaktive Substanz verwendet.

Welche Arten der Brachytherapie gibt es?

Bei der Brachytherapie unterscheidet man unterschiedliche Formen bzw. Anwendungsarten:

  • Die Kontaktbrachytherapie: dabei wird die Bestrahlungsquelle unmittelbar angrenzend zur Zielregion (Tumorbereich) platziert wird.
  • Intrakavitäre Brachytherapie: der Applikator wird in Körperöffnungen bzw. -hohlräume eingeführt.
  • Oberflächenkontakttherapie (Oberflächenbrachytherapie, Oberflächenstrahlentherapie): hier wird die von einer Hülse umgebene Strahlenquelle direkt auf die Haut oder die zu bestrahlende Oberfläche aufgebracht. Dieses Verfahren wird hauptsächlich bei Tumoren der Haut (Basalzellkarzinom, Melanom), im Nasenrachenraum oder im Augapfel (Aderhautmelanom, Konjunktivaltumor) eingesetzt. Teilweise findet sie auch bei rezidivem (wiederkehrendem) Brustkrebs Anwendung.

Häufig wird die Kontaktbrachytherapie im sog. Afterloading- bzw. Nachladeverfahren durchgeführt. Hier wird zunächst ein Hohlkörper (sog. Applikator) in den Zielbereich (z.B. Vagina oder Gebärmutterhals) eingebracht. Über einen angeschlossenen Schlauch kann computergesteuert die radioaktive Bestrahlungsquelle in den hohlen Applikator einfahren und dort gemäß des computergestützt erstellten Bestrahlungsplans für eine genau berechnete Zeit verweilen. Dies dient dem Strahlenschutz für Patient und Personal.

  • Die interstitielle Brachytherapie: wenn die Strahlenquelle in den Tumor eingeführt werden soll, so werden mittels Operation und unter Narkose dünne Schläuche oder Hohlnadeln (Katheter) im Tumorvolumen verteilt, deren Enden nach außen ragen. Mit dem Beladungsgerät können diese Schläuche oder Hohlnadeln mit der Strahlenquelle beladen werden und der Tumor „von innen“ mit hohen Dosen bestrahlt werden. Die Implantate können liegen bleiben oder nach der Behandlung wieder entfernt werden (temporäre Implantation). Bei der temporären Implantation verbleiben die Schläuche oder Hohlnadeln allerdings zwischen zwei Bestrahlungsterminen im Körper.
  • Permanente Seed-Implantation: statt einer einzelnen Hülse, wird die Strahlungsquelle auf viele kleine Teilchen aufgeteilt. Das können kleine Kapseln oder radioaktive Metallteilchen sein. Diese werden dann in größerer Zahl mit einer Nadel in den Tumor „gepflanzt“, ähnlich wie Samen. Daher der Name des Verfahrens „seed“ ist Englisch für Samen. Für diese „Einpflanzung“ ist eine kleine Operation nötig. Die „Samen“ verbleiben im Körper und geben dort ihre Strahlung über einen längeren Zeitraum ab. Das hat den Vorteil, dass der Patient nicht immer neue Termine hat. Diese Behandlung wird z.B. bei Prostatakrebs eingesetzt.

Bei welchen Krebsarten kann die Brachytherapie eingesetzt werden?

Brachytherapie wird häufig eingesetzt bei Krebserkrankungen:

  • des weiblichen Genitaltrakts (Gebärmutter, Gebärmutterhals, Vagina, Vulva)
  • der Prostata
  • der Speiseröhre
  • der Bronchien
  • der Brust
  • der Haut

Darüber hinaus ist in spezialisierten Zentren eine brachytherapeutische Behandlung in der Leber, im Kopf-Hals-Bereich, im Gehirn, im Verdauungs- und Harntrakt sowie bei Weichteiltumoren (z. B. Sarkomen) möglich.

Welche Vor- und Nachteile hat eine Brachytherapie?

Vorteile:

  • Hohe Strahlendosen im eng umschriebenen Bereich um die Bestrahlungsquelle bzw. den Applikator.
  • Schonung des umliegenden, gesunden Gewebes und der benachbarten Organe.
  • Gesenktes Nebenwirkungsrisiko
  • Meist nur weniger Behandlungssitzungen nötig
  • Behandlung kann meist ambulant erfolgen

Nachteile:

  • Einbringen der Strahlenquelle/des Applikators muss teilweise in Narkose durchgeführt werden
  • Invasiver Eingriff mit potenziellem Risiko der Verletzung von Nachbarstrukturen

Welche Nebenwirkungen kann die Brachytherapie verursachen?

Das Risiko und der Grad für Nebenwirkungen sind abhängig vom Ort und der Art der Brachytherapie. Dabei werden Akut- von Spätfolgen unterschieden:

Bei den Akut-Nebenwirkungen kommt es vorwiegend zu kurzfristigen Haut- bzw. Schleimhautreizung im direkt zur Strahlenquelle benachbarten Gebiet (also z.B. zu einer erhöhten Stuhlfrequenz, Durchfall oder Brennen beim Wasserlassen). Diese bilden sich nach Ende der Behandlung in der Regel vollständig zurück.

Spät-Nebenwirkungen bei dauerhafter Schädigung von angrenzenden Geweben und Organen treten nur bei einem kleinen Teil der Patienten auf und sind meist leichtgradig. U.a. kann es zur Bildung von Narbengewebe im Behandlungsgebiet kommen.

Beispielhaft kann nach einer vaginalen Brachytherapie bei Gebärmutterkrebs eine Verengung der Vagina mit Beeinträchtigung beim Geschlechtsverkehr auftreten. Um dieser Nebenwirkung vorzubeugen, hilft eine Art Training mit einem rezeptierbaren Vaginaldilatator.

Wie läuft die Brachytherapie ab?

Eine Brachytherapie folgt einem ähnlichen Ablauf, wie andere Strahlentherapien.

Nachfolgendes bezieht sich auf die häufig zum Einsatz kommende Afterloading-Technik:

Zunächst wird durch gründliche ärztliche Untersuchung und Sichtung der Bildgebung die Lagebeziehung des Tumorbereichs zu benachbarten Risikostrukturen erhoben. Dabei kann bereits eine „Vor-Planung“ der optimalen Lage des Applikators bzw. der Bestrahlungsquellen erfolgen.

Nach Platzierung des Applikators durch einen Arzt wird zur Überprüfung der korrekten Lage und Planung der Brachytherapie eine erneute Bildgebung (CT/Röntgen, MRT, Sonographie) durchgeführt.

Die Bestrahlungsplanung wird gemeinsam von Medizinphysikern und strahlentherapeutischen Fachärzten mit Hilfe einer speziellen Planungs-Software durchgeführt. Der resultierende Bestrahlungsplan ist dabei optimal an die individuelle Anatomie des Patienten angepasst.

Nun werden die radioaktiven Bestrahlungsquellen computergesteuert über angeschlossene Schläuche in den Applikator vorgeschoben. Bei der Bestrahlungsplanung wurde bereits zuvor die exakte Verweildauer der Strahlenquellen berechnet und der Bestrahlungsplan an das Afterloading-Gerät geschickt. Nach Verabreichung der verordneten Dosis fährt die radioaktive Quelle wieder zurück in ihren Blei-Tresor und der Applikator kann entfernt werden.

Wie viel kostet eine Brachytherapie?

Wichtig zu wissen: Bei den Kosten der Brachytherapie besteht je nach Art und Anzahl der Behandlungen eine große Preisspanne. Die Behandlung wird aber aktuell von den Krankenkassen vollständig übernommen.

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Zuletzt geändert am: 15.07.2024
Autor
Expertengremium Strahlentherapie

Hauptautorin: Dr. med. Corinna Macht - Fachärztin für Strahlentherapie in der Gemeinschaftspraxis für Strahlentherapie am Klinikum Schwabing (München)

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