Lymphödem bei Krebs

Was ist ein Lymphödem? Was können Sie dagegen machen? Welche Behandlungen gibt es? Lindern Sie durch körperliche Aktivität Nebenwirkungen Ihrer Krebstherapie.

Auf einen Blick

  • Lymphödem: Sicht- und tastbare Flüssigkeitsansammlung in der Haut / Unterhaut
  • Abhängig von Krebsart, Behandlungsmethode und Nachsorge können sich Lymphödeme unterschiedlich schnell und spürbar entwickeln.
  • Beweglichkeit kann durch Schwellungen an Beinen und Armen beeinflusst werden 
  • Lymphödeme können die Lebensqualität deutlich beeinträchtigen
  • Körperliche Aktivität kann Lymphödeme lindern

Hinweis: Die Informationen dieses Fachtextes können und sollen eine ärztliche Meinung nicht ersetzen und dürfen nicht zur Selbstdiagnostik oder -behandlung verwendet werden.

Was ist ein Lymphödem?

Ein Lymphödem ist eine sicht- und tastbare Flüssigkeitsansammlung in der Haut / Unterhaut. Insbesondere in Lymphknoten, die nahe dem Primärtumor lokalisiert sind, bilden sich häufig Tumorabsiedlungen. Weil Lymph- und Blutgefäßsystem eng zusammenhängen, kann es durch diesen Prozess zu Fernmetastasen kommen.

Das Lymphsystem ist auch für das Herz-Kreislauf-System von hoher Bedeutung: So drainiert das Lymphsystem täglich zwei bis drei Liter Gewebsflüssigkeit des Zellzwischenraumes und sichert durch die Rückführung in das Blut ausreichend Blutvolumen für den gesamten Organismus.

Abhängig von Tumorart, Behandlungsmethode und Nachsorge können sich Lymphödeme unterschiedlich schnell und spürbar entwickeln. Häufig zeigen sich Lymphödeme bei Krebspatienten an den betroffenen Gliedmaßen durch ein stärker werdendes Druckgefühl, Ziehen und Spannen oder auch Brennen.

Die sich anstauende Lymphflüssigkeit kann die Beweglichkeit der Krebspatienten beeinflussen. Häufig kommt es zu Schwellungen in Armen und Beinen sowie zu einem Schweregefühl in den betroffenen Extremitäten. Auch im Bauchraum kann es zu Schwellungen kommen, dieser weitet sich und es entwickelt sich ein sogenannter Aszites.

Wichtig zu wissen: Durch gezielte Übungen und Bewegung kann der Lymphabfluss gesteigert werden, da das Ventilklappensystem der Lymphbahnen vordergründig durch Muskelbewegungen aktiviert wird. Diese Erkenntnis wendet man seit langem erfolgreich in der Bewegungs- und Sporttherapie an.

Ursachen für Lymphödeme bei Krebs

Es gibt verschiedene Auslöser für Lymphödeme. Dabei unterscheidet man Ursachen, die von den Patienten beeinflusst und nicht beeinfluss werden können.

Nicht beeinflussbare Gründe:

  • Operation: Anzahl der entnommenen Lymphknoten
  • Bestrahlung: Höhe der Strahlendosis, Körperregion
  • Krankheitsstadium
  • Lymphknotenbefall

Beeinflussbare Gründe:

  • Belastungen
  • Körperhaltung
  • Übergewicht

Symptome bei Lymphödemen

Lymphödeme entstehen meist über einen längeren Zeitraum. Daher fällt es Patienten nicht leicht, diese direkt zu erkennen. Symptome können sein:

  • Schwellungen
  • Taubheitsgefühl / Missempfindungen
  • Bewegungseinschränkungen
  • Hautfalten, Hautveränderungen
  • Schwere-, Druck und Spannungsgefühle

Was können Sie selbst gegen Lymphödeme tun?

Es gilt: Sport, körperliche Aktivität, eine ausgewogene Ernährung und weitere Methoden können Lymphödeme bekämpfen und lindern. Was Ihnen in den unterstützenden Bereichen Bewegung, Sport und Ernährung hilft, worauf Sie bei (sicht- und tastbaren) Flüssigkeitsansammlungen achten sollten und wer Sie dabei unterstützen kann, erfahren Sie hier:

Bewegung

Wenn Sie sich ausreichend bewegen, aktiviert dies die Muskeln, die wiederum den Lymphfluss anregen und das Lymphgefäßsystem unterstützen. Auch eine Lymphdrainage kann Abhilfe schaffen, da sie zusätzlich zur Regulierung des Lymphflusses beiträgt.

Kompression bei Lymphödemen

Kompressionsstrümpfe erhöhen den Druck auf das Gewebe, sodass sich der Lymphfluss verbessert. Weil jedoch nicht alle Patienten mit Lymphödemen diesen erhöhten Druck vertragen, muss immer im Einzelfall entschieden werden, ob ein Patient bei Bewegung und Sport Kompressionsstrümpfe trägt. Sollten Sie sich für Kompressionsstrümpfe entscheiden, denken Sie bitte daran, diese alle drei bis sechs Monate zu erneuern.

Lymphdrainagen

Bei der Behandlung von Lymphödemen können Lymphdrainagen, d.h. Massagen und Kompressionen, die den Lymphfluss anregen, Linderung verschaffen. Sie sollten jedoch nur von geschultem Fachpersonal durchgeführt werden und nur auf Weisung Ihres Arztes erfolgen.

Hygiene

Achten Sie an den betroffenen Stellen besondere auf eine gute Hauthygiene und eine ausreichende Hautpflege, da die Haut durch das Ödem spannt und zu Trockenheit neigt. Dies wird durch das Tragen von Kompressionsstrümpfen zusätzlich verstärkt.

Kleidung bei Lymphödemen

Tragen Sie Kleidung, die nicht zu eng geschnitten ist und insbesondere nicht abschnürt.

Sicherheit bei Lymphödemen

Vermeiden Sie Sonnenbäder und geben Sie besonders acht, sich an den betroffenen Stellen nicht zu verletzen, da beides die Lymphödeme verschlimmern kann.

Weitere Tipps und Hilfestellungen

  • Um den Rückfluss der Lymphflüssigkeit zu unterstützen, sollten die betroffenen Gliedmaßen bequem hochgelagert werden.
  • Auch sanfte Massagen, beginnend an den Händen bzw. Füßen und hin zum Oberkörper, unterstützen den Fluss.
  • Spezialisten der Lymphdrainage sollten bereits im Krankenhaus über notwendige und hilfreiche Methoden informieren, auch hinsichtlich ihrer Entstehung im Bauchraum.
  • Auch das regelmäßige Aktivieren der betroffenen Muskelpumpe kann zu Verbesserungen führen.

Flüssigkeitsansammlungen reduzieren: Sport und Bewegung

Sport und Bewegung kann sich positiv auf das Lymphsystem auswirken und somit eine Genesung bzw. die Gesundheit des Krebspatienten fördern.

  • In regelmäßigem, aber moderatem Kraft- und Ausdauertraining sollten die betroffenen Gliedmaßen aktiv eingebunden und trainiert werden.
  • Die Übungen sollten nicht zu schwungvoll oder reißend ausgeübt werden, da solche Bewegungen Lymphödeme auslösen oder verschlimmern können.
  • Besonders geeignete Sportarten in der Behandlung von Lymphödemen sind Radfahren, (Nordic) Walking, Laufen, Skilanglauf, Schwimmen und gezieltes Krafttraining.
  • Sofern Kompressionsbandagen getragen werden, sollten diese auch während den Übungen getragen werden, um die Muskelpumpe effektiver arbeiten zu lassen.

Hinweis: Bei sicht- und tastbaren Flüssigkeitsansammlungen sollte darauf geachtet werden, dass die Sportkleidung an den betroffenen Stellen nicht einschneidet oder einengt.

Bei Lymphödemen liegen in den folgenden Fällen spezifische Kontraindikationen vor

  • Wenn der Krebspatient unter einem Erysipel (Wundrose) leidet. Dies macht sich durch Hautrötung mit Schmerzen und evtl. Fieber bemerkbar
  • Wenn das Training dazu führt, dass der Krebspatient während bzw. durch das Training Schmerzen hat oder sich das Lymphödem durch das Training verschlimmert

Empfohlene Therapiedauer bei Lymphödemen

  • Zunächst sollte  eine Wassertherapie durchgeführt werden.
  • Anschließend sollte der Krebspatient über einen längeren Zeitraum ein moderates Kraft- und / oder Ausdauertraining absolvieren. Dabei sollten auch die vom Lymphödem betroffenen Extremitäten trainiert werden (wenn möglich dauerhaft).
  • Sport und Bewegung sollte ein Teil Ihres Alltags werden.

Wassertherapie

  • Die Wassertherapie sollte zweimal wöchentlich für jeweils 45 bis 60 Minuten bei einer Wassertemperatur von max. 32 bia 33 °C durchgeführt werden.

Krafttraining unter Einbeziehung der vom Lymphödem betroffenen Extremität

  • Das Krafttraining sollte ebenfalls zweimal wöchentlich bei mittlerer Anstrengung durchgeführt werden.
  • Verschlimmert sich das Lymphödem durch das Training, sollten zunächst die Trainingsintensität verringert und stattdessen die Übungen häufiger wiederholt werden. Wenn diese Maßnahmen nicht helfen oder das Lymphödem sich sogar weiter verschlimmert, sollte die betroffene Extremität nicht weiter trainiert werden.

Ausdauertraining bei Lymphödemen

  • Das Ausdauertraining sollte zwei- bis dreimal wöchentlich für jeweils 20 bis 30 Minuten bei mittlerer Anstrengung absolviert werden. Gut geeignete Sportarten sind z.B. Walking und Nordic Walking
  • Generell kann es bei Lymphödemen hilfreich sein, für das Training Kompressionsstrümpfe zu tragen.

Verhaltenstipps bei Lymphödemen

Verschiedene Gründe können dazu führen, dass sich Lymphödeme verstärken oder die Symptome sich bessern. Krebspatienten sollten daher ausprobieren, was ihnen hilft. Faktoren, die die Symptome von Lymphödemen verbessern können, sind u.a. Bewegung, Kompression, eine gute Hygiene, angemessene Kleidung und ein besonderes Augenmerk auf Sicherheitsaspekte.

Lymphödeme lindern: Anpassung der Ernährung

Achten Sie bei Lymphödemen auf eine gründliche Hautpflege in den betroffenen Regionen, um Infektionen vorzubeugen. 

  • Es sollten täglich mindestens zwei Liter ungesüßte Flüssigkeit (Wasser oder Tee) aufgenommen werden.
  • Vitalstoffe und Enzyme sollten ausreichend eingenommen werden, ebenso Vitamine, Mineralstoffe, Spurenelemente und sekundäre Pflanzenstoffe. Der Kalorienverbrauch sollte bedarfsgerecht sein.
  • Adäquate und gut verarbeitete Lebensmittel steigern das allgemeine Wohlbefinden und stärken den Körper.

Vorteile einer ausgewogenen und gesunden Ernährung:

  • Schonung der Verdauungsorgane und Herstellung einer gesunden Darmflora
  • Anregung des Zellstoffwechsels durch adäquate Nährstoffaufnahme
  • Stabilität des Blutzuckerspiegels sowie Positivbeeinflussung von pH-Wert und Blutfluss
  • Optimale Unterstützung der Regenerationsprozesse des Körpers
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Zuletzt geändert am: 22.06.2023
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Baumann, FT., Hallek, M., Meyer, J., Galvão, DA., Bloch, W. & Elter, T. (2015) Onkologische Trainings- und Bewegungstherapie (OTT). In: DMW - Deutsche Medizinische Wochenschrift . Vol. 140 (19),

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