Hyperthermie

Das sollten Sie wissen - Nachfolgend erhalten Sie alle wichtigen Informationen zur Bedeutung, Arten, Ablauf, Indikation un Kontraindikation, Nebenwirkungen und Kosten der Hyperthermie.

Auf einen Blick

  • Lokale Überwärmung von Tumoren bis max. 44°C durch elektromagnetische Wellen
  • Behandlung zur Verbesserung der Wirkung der Strahlen- und Chemotherapie
  • Es gibt unterschiedliche Arten der Hyperthermie
  • Hyperthermie findet ausschließlich in Kombination mit Strahlen- oder Chemotherapie statt

Hinweis: Die Informationen dieses Fachtextes können und sollen eine ärztliche Meinung nicht ersetzen und dürfen nicht zur Selbstdiagnostik oder -behandlung verwendet werden.

Was ist eine Hyperthermie?

Wärme bei Krebs - Die Hyperthermie ist eine therapeutische lokale (örtliche) Überwärmung des Tumors zwischen 40- 44°C. Dies geschieht mittels elektromagnetischer Wellen.

Achtung: Hyperthermie muss immer in Verbindung mit einer Strahlentherapie oder Chemotherapie durchgeführt werden und nicht als alleinige Therapie. Das ist ein wichtiges Qualitätskriterium.

Wie funktioniert die Hyperthermie?

Eine Überwärmung des Tumors hat gleich mehrere positive Effekte für die Behandlung:

  • Verbesserung anderer Therapien: sie sorgt für eine bessere Durchblutung des behandelten Gewebes und damit zu einem höheren Sauerstoffgehalt. Dadurch kann die Wirkung der Strahlentherapie oder der Chemotherapie verbessert werden.
  • Produktion von Hitzeschock-Proteinen: die Überwärmung erzeugt Stress für die Tumorzellen (mehr als für gesunde Körperzellen) und deswegen bilden sie sogenannte Hitzeschockproteine. Diese dienen dem Körper als Signal, das etwas nicht stimmt. Das Immunsystem reagiert und baut die betroffenen Zellen ab.
  • Abtöten von Tumorzellen: bei einer Erwärmung über 42,5°C kann dies dazu führen, dass die Tumorzellen absterben. Dies geschieht deshalb, weil die Hitze die Proteine, die die Zelle zum Überleben braucht, so verändert, dass diese nicht mehr richtig funktionieren.

Welche Arten der Hyperthermie gibt es?

Man unterscheidet unterschiedliche Arten der Hyperthermie:

  • Lokale Oberflächenhyperthermie - LHT (lokoregionäre Hyperthermie): sie wird bei Tumoren angewendet, die sich auf oder direkt unter der Haut befinden (max. 5 cm tief). Der Applikator kann in diesem Fall direkt auf die betroffene Stelle gelegt.
  • Regionale Tiefenhyperthermie - RHT: diese Art der Hyperthermie eignet sich für tiefergelegene ausgedehnte Tumoren, z.B. im Becken- und Bauchraum. Die elektromagnetischen Wellen werden von einem Ringapplikator erzeugt, in dem der Patient liegt.
  • Teilkörperhyperthermie - PBH: dabei kann ein größerer Bereich im Becken- oder Brustbereich bestrahlt werden als bei der regionalen Tiefenhyperthermie. Es muss allerdings zeitgleich eine Kontrolle mittels Kernspintomographen (MRT) erfolgen.
  • Intrakavitäre oder interstitielle Hyperthermie - IHT: dafür werden die Antennen, die die elektromagnetische Strahlung erzeugen in eine natürliche Körperöffnung eingeführt oder in die Nähe des Tumors bzw. in den Tumor gebracht. Intrakavität bedeutet in eine Körperhöhle, interstitiell im Weichteilgewebe. Dies kann mit dem sogenannten Afterloading (Nachladeverfahren) kombiniert werden.
  • Ganzkörperhyperthermie - WBH: dabei wird der gesamte Körper, außer der Kopf, erwärmt (auf ca. 41,5 °C). Sie kommt zum Einsatz, wenn Metastasen (link) im Körper verteilt sind. Es stellt eine große Belastung für den Patienten dar, weshalb er intensivmedizinisch überwacht werden muss.

Wie läuft eine Hyperthermie Therapie ab?

Eine Hyperthermie Therapie erfordert mehrere Schritte:

  • Eine Planungsphase:  basierend auf Computertomographie (CT)- oder Magnetresonanztomographie (MRT)-Aufnahmen wird das Zielgebiet festgelegt. Die Positionierung des Patienten oder des Applikators muss festgelegt werden. Es erfolgt eine genaue Behandlungsplanung (mit computergestützten Planungssystemen), um zu gewährleisten, dass das umgebende Gewebe geschont wird (keine Hot spots entstehen).
  • Behandlungssitzungen: eine Behandlungssitzung dauert ca. 90 Minuten (30 Minuten Anwärmphase und 60 Minuten Wärmeapplikation). Während der Sitzung muss mindestens minütlich die Temperatur mittels Sonde gemessen werden (entweder im Tumor oder so nah wie möglich am Tumor). Die Hyperthermie Therapie muss in engem zeitlichem Zusammenhang mit der Chemotherapie- oder Bestrahlungssitzung erfolgen.

Bei welchen Tumoren kann die Hyperthermie angewendet werden?

Eine Hyperthermie Therapie wird ausschließlich bei Tumoren angewandt, die bereits chemo- oder strahlentherapeutisch behandelt werden. Vor allem bei folgenden Tumoren, wird Hyperthermie eingesetzt:

Analkarzinom
Blasenkarzinom
Brustwandrezidive Mammakarzinome
Pankreaskarzinom
Prostatakarzinom

Weichgewebssarkom
Zervixkarzinom
Malignes Melanom
Tumoren im Kindesalter

Gut zu wissen: es laufen derzeit noch Studien für den Einsatz von Hyperthermie bei unterschiedlichen Krebserkrankungen. Es handelt sich demnach nicht um eine abschließende Liste.

Wann kann Hyperthermie nicht angewendet werden?

In einigen Fällen ist eine Hyperthermie Therapie nicht ratsam:

  • bei Metallimplantaten: Prothesen, Stents. Dabei kann es zu Überhitzung des Metalls kommen, wodurch es zu Verbrennungen und damit zu Nekrosen (Absterben von Zellen).
  • beim Tragen von Herzschrittmachern
  • bei Herzerkrankungen, denn Hyperthermie ist sehr anstrengend für das Herz-Kreislaufsystem

Welche Nebenwirkungen hat die Hyperthermie?

Eine Hyperthermie Behandlung ist meist nebenwirkungsarm. Durch die Hyperthermie kann es zu Wärme- oder Hitzegefühlen im behandelten Bereich kommen. Teilweise kann es auch zu Schmerzen kommen, diese können aber bei Bedarf gut behandelt werden. Nach der Behandlung klingen diese Nebenwirkungen wieder ab, da das Gewebe auf Normaltemperatur zurückkehrt.

Hyperthermie ist zudem belastend für das Herz-Kreislaufsystem, hier können Nebenwirkungen entstehen.

Weitere Nebenwirkungen können in Verbindung mit der begleitenden Chemo- oder Strahlentherapie auftreten.

Wird die Hyperthermie von der Krankenkasse bezahlt?

Eine Hyperthermie Behandlung wird derzeit von den Krankenkassen in Deutschland noch nicht generell übernommen. Da die bisherigen Ergebnisse sehr vielversprechend sind und die Erfolge und Studiendaten überzeugen, wird diese Therapieform dennoch von einigen Praxen angeboten.  Einige Kliniken, die die Qualitätsrichtlinien der European Society for Hyperthermic Oncology (ESHO) erfüllen, haben mit gesetzlichen Krankenkassen (GKV) Vereinbarungen über die Kostenübernahme für einige Erkrankungen.

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Zuletzt geändert am: 19.07.2023
Autor
Expertengremium Strahlentherapie

Hauptautor: Priv.-Doz. Dr. med. Dipl.-Chem. Gregor Habl - Facharzt für Strahlentherapie und Radioonkologie 

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Bruggmoser, G. & et al. (2012) Leitlinie für die klinische Applikation, die Dokumentation und die Analyse klinischer Studien bei der regionalen Tiefenhyperthermie. Qualitätsmanagement bei der regionalen Tiefenhyperthermie. In: Strahlentherapie und Onkologie. Vol. 188 (2), S.198-211.

Grabenbauer, G. (2018) Verlängerung des rezidivfreien und Gesamtüberlebens beim Ovarialkarzinom im Stadium III durch die hypertherme intraperitoneale Chemotherapie (HIPEC). In: Strahlentherapie und Onkologie.

Lindner, LK. & et al. (2010) Stellenwert der Hyperthermie im Rahmen der medikamentösen Tumortherapie. In: Der Onkologe. Vol. 16, S.1063-1071.

Wust, P. & et al. (2000) Leitlinien in der Radioonkologie: Hyperthermie in Verbindung mit Radiotherapie .

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