Röntgenuntersuchung

Auf einen Blick

  • Aufwandsarme Untersuchung nahezu aller Körperregionen möglich
  • Strahlenbelastung im Verhältnis zum Nutzen abwägen, insbesondere bei Kindern und Schwangeren
  • Schneller Überblick, anstatt detaillierter Aussagekraft

Hinweis: Die Informationen dieses Fachtextes können und sollen eine ärztliche Meinung nicht ersetzen und dürfen nicht zur Selbstdiagnostik oder -behandlung verwendet werden.

Was ist Röntgen?

Eine Röntgenuntersuchung ist eine bildgebende Darstellung des Körpers bzw. bestimmter Körperteile, bei der man sich die Dichteunterschiede verschiedener Gewebestrukturen für Röntgenstrahlen zu Nutze macht. Das zu untersuchende Objekt wird von einer Röntgenquelle mit ionisierenden Strahlen durchleuchtet; auf der anderen Seite fängt eine Kamera die durchdringende Strahlung in Form eines (Schatten)Bildes auf.

So ermöglicht eine Röntgendarstellung, verschiedene Gewebestrukturen zu unterscheiden und krankhafte Veränderungen zu erkennen. 

Wichtig zu wissen: Röntgenuntersuchungen werden im Rahmen der bildgebenden Diagnostik aufgrund der einfachen Handhabung, der schnellen und breiten Verfügbarkeit sowie der geringen Kosten sehr früh zur Erkennung krankhafter Veränderungen des menschlichen Körpers eingesetzt. Ein Röntgen dient somit meist als „Basisuntersuchung“.

Was findet man im Röntgen?

Zum einen erhält man durch eine Röntgenuntersuchung einen schnellen Überblick über die sog. „anatomischen Verhältnisse“ – also wie es im Untersuchungsgebiet so aussieht- z.B. zur Orientierung vor einem Eingriff. Andererseits kann man, je nach Art der Röntgenuntersuchungen und der untersuchten Region, ungewöhnliche oder krankhafte Veränderungen nachweisen oder auch ausschließen. Dabei ist die Palette sehr breit: Vom Nierenstein, über Fehlbildungen, bis zur freien Luft im Lungenspalt.

Wichtig zu wissen: In erster Linie wird nach Auffälligkeiten als Folge von entzündlichen oder krebsbedingten Erkrankungen sowie nach unfallverursachten Veränderungen Ausschau gehalten.

Wann wird Röntgen eingesetzt?

Die Röntgendiagnostik findet fast in allen medizinischen Fachbereichen Anwendung. Die wichtigsten Schwerpunkte liegen hierbei in der Erkennung von Knochen- und Gelenksveränderungen sowie der Lungendiagnostik. Das Röntgen spielt daher eine zentrale diagnostische Rolle in der Unfall-/Notfallmedizin. Eine wichtige „Sonderform“ des Röntgen stellt die Mammographie zur Beurteilung der weiblichen Brust dar.

Welche Körperbereiche können untersucht werden?

Röntgenuntersuchungen können im Rahmen der Erstdiagnostik von allen Körperteilen angefertigt werden. In den Hintergrund getreten ist das Röntgen bei der Untersuchung von Weichteilorganen (beispielsweise die Organe des Oberbauchs). Dort hat der Ultraschall an Bedeutung gewonnen. Dies gilt umso mehr für strahlensensible Organe wie zum Beispiel die Genitale.

Welche Unterschiede gibt es zu anderen Untersuchungen?

Als „andere radiologische Untersuchungen“ wären in erster Linie Durchleuchtungsuntersuchungen und die Computertomographie zu sehen. Während bei der Röntgenuntersuchung nur eine kurze Übersichtsaufnahme ohne Verwendung von Kontrastmittel angefertigt wird, wird der Körper bei der Durchleuchtung einer dauerhaften Bestrahlung bis zum Untersuchungsende unterzogen.

Bei der Computertomographie werden, ebenfalls unter Verwendung von Röntgenstrahlen, Schichtbilder der untersuchten Körperregion angefertigt. Die Bildgenauigkeit ist bei den beiden letztgenannten Untersuchungsformen wesentlich besser, bei allerdings auch deutlich höherer Strahlenbelastung und Verwendung von Kontrastmitteln

Wichtig zu wissen: Röntgenuntersuchungen sind schneller verfügbar und schnell durchzuführen, kostengünstiger und liefern einen schnellen Überblick. Die Bildgenauigkeit ist hingegen schlechter.

Wie funktioniert das Röntgengerät?

Als Strahlenquelle sendet eine Röntgenröhre elektromagnetische Wellen in einem definierten Energiespektrum aus. Röntgenstrahlen sind elektromagnetische Wellen mit einer Energie von mehr als 100eV. Bei der Röntgendiagnostik findet ein Strahlenbereich von 1keV bis 250keV Anwendung. Röntgenstrahlung ist ionisierend und kann im Körper auf molekularer Ebene Veränderungen hervorrufen.

Diese Röntgenstrahlen werden von einer gegenüberstehenden Röntgenkamera aufgenommen und in ein Bild umgewandelt, welches vom Röntgenarzt begutachtet wird. Der Patient befindet sich meist in der Mitte dieses sog. „Strahlenganges“ und wird von den Röntgenstrahlen durchdrungen (durchleuchtet). Dabei werden die Strahlen von den Gewebestrukturen in Abhängigkeit von ihrer Dichte unterschiedlich abgeschwächt, wodurch die unterschiedlichen Bildelemente („helle und dunkle Schatten“) entstehen. Weiches Gewebe (Fett, Haut, Muskeln, …) absorbiert wesentlich weniger Strahlung als hartes Gewebe wie beispielsweise Knochen.

Wichtig zu wissen: Quelle und Kamera eines Röntgenapparates sind aufeinander abgestimmt und bei modernen Geräten in verschiedenen Ebenen schwenkbar, sodass die Patienten in den unterschiedlichsten Positionen untersucht werden können.

Wie läuft die Untersuchung ab?

Wenn der Patient die Aufnahmeformalitäten hinter sich gebracht hat, überprüft der Röntgenarzt nochmals die sog. „rechtfertigende Indikation“, d.h. dass der zu erwartende Nutzen der Untersuchung möglichen negativen Auswirkungen der Bestrahlung überwiegt. In der Umkleidekabine müssen strahlendichte Gegenstände (Uhr, Schmuck, ...) im Bereich der betroffenen Körperregion abgelegt werden.

Um eine unnötige Strahlenbelastung zu vermeiden, werden strahlenempfindliche, außerhalb des Untersuchungsfeldes gelegene Körperteile mit Bleiabdeckungen geschützt. Der Radiologieassistent positioniert die betroffene Körperregion im Untersuchungsfeld bzw. Strahlengang und gibt entsprechende Anweisungen wie z.B. Atemkommandos.

Wichtig zu wissen: Zur Untersuchung selbst begibt sich das Röntgenpersonal hinter eine strahlensichere Abschirmung oder verlässt den Raum und schaltet für wenige Sekunden die Strahlung ein. Bei modernen Geräten entsteht sofort ein digitales Bild.

Worauf muss man vor bzw. nach dem Röntgen achten?

Die zu untersuchende Person oder eine begleitende Hilfsperson sollten über das Beschwerdebild und die Fragestellung informiert sein. Auf alle Fälle sind neben der Versicherungskarte unbedingt der Überweisungsschein und  - falls vorhanden – Voraufnahmen und –Berichte mitzubringen. Nur so verfügt der Radiologe über ausreichend Informationen, um eine rechtfertigende Indikation festlegen und die Untersuchung dem gefragten Krankheitsbild anpassen zu können.

Unnötige Doppeluntersuchungen können so vermieden werden. Ansonsten sind keine besonderen Vorbereitungsmaßnahmen zu beachten. Auch nach der Untersuchung hat der Patient nichts Besonderes zu berücksichtigen, es sei denn, das Ergebnis der Untersuchung erfordert aus medizinischen Gründen besondere Verhaltensmaßregeln.

Welche Risiken und Nebenwirkungen bestehen?

Bei Röntgenstrahlen handelt es sich um ionisierende Strahlen. Diese Strahlen haben so viel Energie, dass sie Elektronen aus der Hülle von Atomen herausschlagen und somit Moleküle in ihrer Struktur und Funktion verändern können. Für diese Vorgänge sind verschiedene Gewebsstrukturen unterschiedlich sensibel. Organe, die viel Erbsubstanz DNA enthalten und/oder eine hohe Zellteilungsrate aufweisen, sind stärker betroffen: Erbschäden, Krebserkrankungen oder entzündliche Veränderungen könnten in seltenen Fällen die Folge sein.

Daher wird seitens der Gerätetechnik, der Untersuchungsmethodik und letztlich auch der adäquaten Auswahl der Untersuchungsart die Strahlenbelastung möglichst gering gehalten.

Welche Gegenanzeigen bestehen beim Röntgen?

Prinzipiell ist eine Röntgenuntersuchung nicht indiziert, d.h. gerechtfertigt, wenn der zu erwartende Nutzen das mögliche Risiko einer Strahlenbelastung nicht übersteigt. Der Röntgenarzt (und nicht der überweisende Arzt) ist für die rechtfertigende Indikation einer Röntgenuntersuchung verantwortlich und entscheidet somit alleine, ob eine Röntgenuntersuchung durchgeführt werden darf oder nicht.

Wichtig zu wissen: Eine absolute Kontraindikation gibt es jedoch nicht. Die Indikationsstellungen bei Kindern und Schwangeren bedürfen einer besonderen Überprüfung. Es ist zu überprüfen, ob nicht eine andere, weniger strahlenbelastende Untersuchungsmethode zu einem ähnlichen Ergebnis führen kann oder ob bei Schwangeren die Untersuchung nicht auch nach der Niederkunft erfolgen kann.

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Zuletzt geändert am: 23.08.2022
Autor
Expertengremium Radiologie & Nuklearmedizin

Hauptautor: Dr. med. Ernst Habersbrunner - Facharzt für Diagnostische Radiologie und Facharzt für Nuklearmedizin bei Die Radiologie München

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