Die Hämatologie

Die Hämatologie befasst sich mit Erkrankungen des Blutes. Hier erfahren Sie alles Wichtige zur Hämatologie, die zum Fachgebiet der Inneren Medizin (die sich mit den inneren Organen beschäftigt) zählt. 

Auf einen Blick

  • Hämatologie = Lehre von den Krankheiten des Blutes
  • Diagnostik und Therapie gut- & bösartiger Blut- und Lympherkrankungen
  • Häufigste bösartige hämatologische Erkrankungen sind Leukämien und maligne Lymphome
  • Geeigneter Facharzt: Facharzt für Innere Medizin, Hämatologie und internistische Onkologie

Hinweis: Die Informationen dieses Fachtextes können und sollen eine ärztliche Meinung nicht ersetzen und dürfen nicht zur Selbstdiagnostik oder -behandlung verwendet werden.

Was ist Hämatologie?

Hämatologie ist abgeleitet aus dem Altgriechischen (haima= Blut, logos= Lehre) und bedeutet die Lehre der Bluterkrankungen. Die Hämatologie beschäftigt sich sowohl mit gut- als auch bösartigen Erkrankungen des Knochenmarks, des Blutes und des lymphatischen Systems.

Da zu den häufigsten hämatologischen Erkrankungen Blutkrebs (z.B. Leukämien) zählt, ist die Hämatologie eng mit der Onkologie verknüpft. In Kombination mit der internistischen Onkologie bildet die Hämatologie einen Schwerpunkt der Inneren Medizin.

Hinweis: Wenn bei der Untersuchung des Blutes Auffälligkeiten festgestellt werden, sollte ein Facharzt für Hämatologie und Onkologie hinzugezogen werden. Die Überweisung erfolgt in der Regel durch Ihren Hausarzt oder einem anderen Facharzt. 

Was ist der Unterschied zwischen Hämatologie und Onkologie?

Die Hämatologie beschäftigt sich mit den Erkrankungen des Blutes. Dazu zählen neben den gutartigen Erkrankungen wie Anämien auch bösartige Bluterkrankungen (Leukämien). Unter Onkologie versteht man die Lehre von der Entstehung, Entwicklung und Behandlung von soliden Tumoren.

Gut zu wissen: In Deutschland haben alle internistischen Onkologen auch eine hämatologische Ausbildung und behandeln neben soliden Tumoren auch bösartige Bluterkrankungen, z.B. Leukämien, Lymphome und Myelom.

Wer ist der geeignete Facharzt?

Der richtige Facharzt für hämatologische Erkrankungen ist der Facharzt für Innere Medizin und Hämatologie und Onkologie.

Weiterbildung Hämatologie/Onkologie:

Nach dem Medizinstudium mit erfolgreicher Approbation (Zulassung als Arzt) folgt eine Facharztweiterbildung für Hämatologie und Onkologie. Diese Weiterbildung dauert regulär 6 Jahre.

Zu den Ausbildungsinhalten zählen das Erkennen und  Behandeln von hämatologischen und onkologischen Erkrankungen. Einen wichtigen Stellenwert hat die Diagnostik zur korrekten Einordnung von Veränderungen. Zur Behandlung von Tumorerkrankungen erlernen angehende Fachärzte die zytostatischen, immunmodulatorischen, supportiven (unterstützenden) und palliativen (Symptomkontrolle) Therapieverfahren. Da Onkologen und Hämatologen immer mit Fachärzten aus anderen Disziplinen zusammenarbeiten, spielen außerdem chirurgische, strahlentherapeutische und nuklearmedizinische Behandlungsverfahren eine zentrale Rolle.

Welche hämatologischen Erkrankungen gibt es? 

Es gibt eine Vielzahl an hämatologischen Erkrankungen. Es kann beispielsweise die Anzahl oder die Funktion der Blutzellen verändert sein. Außerdem ist es möglich, dass das Immun- oder Lymphsystem von Veränderungen betroffen ist. Zu den hämatologischen Krebserkrankungen zählen unter anderem:

Leukämien (Bösartige Erkrankungen des Blutes und des Knochenmarks)

Zu den Leukämien zählen u.A.:

  • ALL: Akute lymphoblastische Leukämie
  • AML: Akute myeloische Leukämie
  • CLL: Chronische lymphatische Leukämie
  • CML: Chronische myeloische Leukämie
  • MDS: Myelodysplastisches Syndrom (Vorstufe der myeloischen Leukämie)

Maligne Lymphome (Veränderungen der Lymphknoten)

Bösartige Veränderungen der Lymphknoten werden auch als Lymphknotenkrebs bezeichnet.

Bei den Lymphomen oder Lymphdrüsenkrebs (nicht zu verwechseln mit Lymphknotenmetastasen) unterscheidet man Hodgkin-Lymphome und Non-Hodgkin-Lymphome (NHL) und multiple Myelome (Knochenmarkkrebs), wobei es den Begriff Non-Hodgkin-Lymphome offiziell eigentlich nicht mehr gibt, sondern eine andere Einteilung vorgenommen wird.

Myeloproliferative Erkrankungen (MPN)

Myeloproliferative Erkrankungen sind seltene, bösartige Erkrankungen des Knochenmarks. Die häufigsten Formen sind:

  • Essenzielle Thrombocytose (ET): Vermehrung reifer Thrombocyten
  • Polycythämia vera (PV): Vermehrung der reifen Erythrocyten.
  • Primäre Myelofibrose (PMF)
  • Chronische myeloische Leukämie (CML)

Neben den bösartigen Erkrankungen befasst sich die Hämatologie außerdem mit den gutartigen Erkrankungen des Blutes und des Knochenmarks. Dazu zählen beispielsweise:

  • Anämien (Blutarmut)
  • Mangel an Blutplättchen (Thrombopenien)
  • Mangel an weißen Blutkörperchen (Leukopenien)
  • Aplastische Blutarmut (Panmyelopathien, Aplastische Anämie)

Welche Diagnostikmöglichkeiten gibt es?

Zu den Diagnostikverfahren zählen beispielsweise:

  • Anamnese (strukturiertes Gespräch zur Erhebung der Beschwerden und Krankheitsgeschichte) und körperliche Untersuchung
  • Blutuntersuchungen, Immunzytologie (oder Immunphänotypisierung, dabei werden Antigene auf der Zelloberfläche analysiert)
  • Mikroskopie des Blutausstriches
  • Ultraschall (Sonographie)
  • Knochenmarkpunktion: Beurteilung des Ausstrichs und Zytogenetik und Molekulargenetik.
  • Lymphknotenbiopsie (Gewebeentnahme aus dem Lymphknoten) zur Untersuchung durch den Pathologen

Welche Behandlungsmethoden gibt es in der Hämatologie ?

Dem Facharzt für Hämatologie und Onkologie stehen unterschiedliche Behandlungsmethoden zur Verfügung:

-          Chemotherapie

-          Strahlentherapie 

-          Zielgerichtete Therapien 

-          Allogene (von einer anderen Person) Stammzelltransplantationen

-          CAR-T-Zell-Therapie: CAR-T-Zellen sind genetisch veränderte, körpereigene und hochspezialisierte Immunzellen zur Tumorbekämpfung. Das Immunsystem des Patienten wird dadurch angeregt, die Krebszellen zu finden und zu bekämpfen. Diese kommt bisher nur bei bestimmten Erkrankungen mit speziellen Oberflächenmarkern zum Einsatz, jedoch befinden sich aktuell weitere CAR-T-Zell Therapien in Entwicklung.

Was macht der Hämatologe beim ersten Besuch?

Der erste Besuch beim Hämatologen erfolgt in mehreren Schritten:

  • Anamnese: Dabei werden die Krankheitsgeschichte, die Beschwerden und eventuelle familiäre Vorbelastungen besprochen
  • Die körperliche Untersuchung:  dabei können Blässe der Haut oder eine Vergrößerung von Lymphknoten und Milz (als Teile des lymphatischen Systems) wichtige Hinweise zur weiteren Diagnostik liefern.
  • Eine ausführliche Blutuntersuchung (sofern noch keine Vorwerte existieren): insbesondere des sogenannten Differentialblutbildes und der Immunglobuline. Bei bereits geäußertem Verdacht, z.B. auf eine Leukämie, werden Spezialuntersuchungen veranlasst.
  • Ein Ultraschall: zur genauen Beurteilung von Leber und Milz wird ebenfalls häufig vorgenommen.

Wichtig: Wenn Sie bereits Voruntersuchungen haben durchführen lassen, bringen Sie am besten alle Unterlagen und Arztbriefe zu Ihrem ersten Besuch mit. Das erspart Ihnen unter Umständen eine erneute Untersuchung!

Was muss man zum Erstbesuch mitbringen?

Bei Ihrem Erstbesuch sollten Sie folgendes mitbringen:

-  den Überweisungsschein vom Haus- oder Facharzt

-  Ihre Versichertenkarte

-  alle vorhandenen Arztbriefe: Dazu zählen beispielsweise Laborwerte, Röntgenbilder oder Aufnahmen aus einer Computertomographie (CT) oder Magnetresonanztomographie (MRT). Auch Informationen über vorangegangene Krankenhausbehandlungen oder Vorbehandlungen bei anderen Ärzten können hilfreich sein.

-  Ihren Medikationsplan: dabei handelt es sich um eine Auflistung aller eingenommenen Medikamente. Auch Nahrungsergänzungsmittel (z.B. Vitaminpräparate) sollten aufgelistet werden.

Gut zu wissen: Sie können sich vor dem Termin auch Fragen notieren, die Sie unbedingt beantwortet haben möchten. So können Sie sicher gehen, dass Sie alle für Sie wichtigen Informationen erhalten.

Kann man eine Zweitmeinung einholen?

Hämatologen und internistische Onkologen bieten meist Zweitmeinungssprechstunden an. Eine zweite, unabhängige Beurteilung der Diagnose und Therapieempfehlung durch einen Facharzt ist insbesondere dann zu empfehlen, wenn Sie mehr Sicherheit in Bezug auf Ihre Erkrankung und Behandlung erhalten möchten.

Sie sollten unbedingt alle bisherigen Untersuchungsergebnisse und Arztbriefe mit in die Sprechstunde bringen, damit Ihr Arzt sich ein umfassendes Bild von Ihrer Erkrankung machen kann. Idealerweise sollte das Beratungsgespräch persönlich vor Ort erfolgen. Universitätskliniken haben in der Regel spezielle Beratungsstellen, an die Sie sich ebenfalls wenden können.

Die Zweitmeinungsberatung steht jedem Krebspatienten in Deutschland offen und wird von den Krankenkassen unterstützt!

In der Regel übernimmt die gesetzliche Krankenkasse die Kosten für die Beratung. Wenn Sie privat versichert sind, sollten Sie persönlich bei Ihrer Versicherung anfragen, ob die Kosten übernommen werden. 

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Zuletzt geändert am: 16.10.2024
Autor
Expertengremium Onkologie

Hauptautor: Dr. med. Wolfgang Abenhardt - Facharzt für Hämatologie und Onkologie

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Berufsverband Deutscher Internisten e.V. (o. D.) Schwerpunkt Hämatologie/Onkologie. In: Berufsverband Deutscher Internisten e.V.. https://www.internisten-im-netz.de/fachgebiete/innere-medizinder-internist/haematologieonkologie.html; Letzter Abruf: 04.05.2021

Deutsche Krebsgesellschaft (2017) Abkürzungen Fachbegriffe. In: ONKO-Internetportal. https://www.krebsgesellschaft.de/onko-internetportal/basis-informationen-krebs/basis-informationen-krebs-allgemeine-informationen/abkuerzungen-fachbegriffe.html; Letzter Abruf: 04.05.2021

Kompetenznetz Maligne Lymphome (2018) Multiples Myelom. https://lymphome.de/multiples-myelom; Letzter Abruf: 20.10.2022

Löffler, J. Rastetter, T. Haferlach, L. Heilmeyer, H. Begemann (2004) Atlas der klinischen Hämatologie. In: Springer Verlag, 6. Auflage.

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