Chemotherapie: Ablauf

Der genaue Ablauf einer Chemotherapie hängt von individuellen Faktoren ab. Jedoch gibt es einige Gemeinsamkeiten: bevor die Chemotherapie beginnen kann, werden Voruntersuchungen gemacht, Sie können aber auch selbst Vorbereitungen treffen. Die Zytostatika erhalten Sie in mehreren Zyklen in Behandlungssitzungen oder bei einer oralen Chemotherapie zuhause.

Auf einen Blick

  • Eine Chemotherapie erfolgt meist in mehreren Zyklen. Ein Zyklus besteht aus der Gabe von Zytostatika und einer anschließenden Pause
  • Sie dauert meist mehrere Monate
  • Vor dem Beginn werden Voruntersuchungen gemacht. Patienten können sich auf ihre Chemotherapie vorbereiten
  • Die meisten Chemotherapien erfolgen ambulant
  • Orale Chemotherapien erfolgen mit Medikamenten zuhause

Hinweis: Die Informationen dieses Fachtextes können und sollen eine ärztliche Meinung nicht ersetzen und dürfen nicht zur Selbstdiagnostik oder -behandlung verwendet werden.

Was passiert, bevor eine Chemotherapie beginnen kann?

Bevor die Krebsbehandlung beginnt, sind Patienten oft unsicher, weil sie nicht wissen, was auf sie zukommt. Einige Dinge können Patienten vor einer Chemotherapie aber selbst tun, um sich darauf vorzubereiten.

Welche Voruntersuchungen werden gemacht?

Bevor die Behandlung beginnt, werden bestimmte Untersuchungen durchgeführt, um möglichst gut vorbereitet zu sein und alle für die Therapie nötigen Informationen zu haben.

Folgendes wird untersucht:

  • Krebsausdehnung: wie weit hat sich die Krebserkrankung im Körper ausgebreitet (Ausbreitungsdiagnostik)? Und wie wächst er? Um diese Fragen zu beantworten, werden bisherige Untersuchungen gesichtet und eventuell weitere angefordert. Zum Beispiel bildgebende Verfahren, wie Magnetresonanztomographie (MRT), Computertomographie (CT) oder Ultraschalluntersuchungen. So kann die genaue Größe bestimmt werden und das Vorhandensein von Metastasen erfasst werden. Noch genauere Informationen zur Biologie des Tumors liefert eine Biopsie. Dabei wird dem Tumor etwas Gewebe entnommen. Dadurch können Fragen beantwortet werden wie: was ist es genau für ein Tumor? Und wie bösartig ist er?
  • Körperoberfläche: um die individuelle Dosis der Zytostatika bestimmen zu können, muss die Körperoberfläche aus Gewicht und Größe berechnet werden.
  • Nieren- und Leberfunktion: anhand bestimmter Blutwerte kann bestimmt werden, wie gut die Nieren und Leber funktionieren. Das ist wichtig, denn beide Organe sind an der Ausscheidung der Zytostatika aus dem Körper beteiligt. Ist die Funktion eines dieser Organe eingeschränkt, muss die Dosis angepasst werden oder sogar ein anderes Medikament verwendet werden.
  • Weitere Blutwerte: es wird noch das Blutbild untersucht. Das heißt, wie es um die weißen Blutkörperchen (zur Abwehr von Krankheitserregern), den Blutplättchen (Zellen der Blutgerinnung) und den roten Blutkörperchen (Zellen der Sauerstoffversorgung) steht, denn all dies kann durch die Chemotherapie beeinträchtigt sein. Diese Werte werden vor und im Verlauf der Therapie immer wieder überprüft, da sie wichtig für den Allgemeinzustand des Patienten sind.
  • Schwangerschaft ausschließen: ein Schwangerschaftstest kann auch nötig sein, um eine mögliche Schwangerschaft ausschließen zu können, denn die Zytostatika schaden der Entwicklung eines Kindes.

Vorbereitungen: was kann ich selbst tun?

Einige Dinge können und sollten Sie vorab organisieren:

  • Zukünftiger Kinderwunsch: Zytostatika beeinträchtigen die Fruchtbarkeit. Wenn ihre Familienplanung nicht abgeschlossen ist, gibt es Möglichkeiten, Samen- oder Eizellen zu entnehmen und einfrieren zu lassen. Sprechen Sie Ihren Arzt darauf an!
  • Ihre Haare: sie können sich bereits vor der Chemotherapie um einen Haarersatz kümmern. So kann eine genaue Abstimmung auf ihre Haarfarbe und -struktur erfolgen.
  • Zahnarztbesuch: lassen Sie vor Beginn der Chemotherapie Ihre Zähne überprüfen. Sind Ihre Zähne in einem guten Zustand, entstehen auch während der Chemotherapie weniger Probleme.
  • Impfungen auffrischen: um das Risiko von bestimmten Infektionen vorzubeugen, kann es sein, dass Ihnen Ihr Arzt bestimmte Impfungen, z.B. gegen Influenza (Grippe), Pneumokokken, Gürtelrose oder COVID-19 empfiehlt.
  • Hygiene: achten Sie während der Behandlung besonders auf Hygiene und halten Sie Abstand zu Menschen mit eindeutigen grippalen Symptomen. Vermeiden Sie das Hände schütteln, denn Sie sind anfälliger für Infektionen.
  • Nahrungsergänzungsmittel und Vitamine: generell sollten Sie ihrem Arzt von allen Medikamenten berichten, die Sie einnehmen. Denn Nahrungsergänzungsmittel, Vitamine oder homöopathische Mittel können die Wirkung der Zytostatika beeinflussen. Bitte sprechen Sie das mit Ihrem Arzt an.   
  • Hilfe zu Hause: eine Chemotherapie kann den Körper sehr belasten, so dass Sie sich schwach und müde fühlen. So kann die Bewältigung von Hausarbeiten oft herausfordernd wirken. Holen Sie sich deshalb Unterstützung von Familie oder Freunden. Auch Pflegdienste oder weitere Organisation wie z.B. der Hospizverein können Hilfestellung geben.
  • Hilfe bei der Pflege von Angehörigen oder Kindern: wenn Sie für die Pflege eines Angehörigen verantwortlich sind oder kleine Kinder haben, benötigen Sie während der Therapie vermutlich Unterstützung. Hier können Sie auf Familie und Freunde zugehen oder auch Kontakt mit einer Sozialberatungsstelle aufnehmen.
  • Ausbildung und Beruf: informieren Sie sich vorher, wie Sie sich Auszeiten in Ausbildung und Beruf nehmen können. Auch hier kann eine Sozialberatung helfen.
  • Transport: klären Sie am besten vorab mit dem Arzt, wie Sie zu den Chemotherapie Terminen hin- und wieder zurückkommen, denn Sie sollten nicht selbst fahren. Fahrten zu einer ambulanten Infusionsbehandlung werden von der Krankenkasse übernommen.

Wie läuft eine Chemotherapie ab?

Eine Chemotherapie ist eine Behandlung, die sich über einen längeren Zeitraum, meist mehrere Monate, erstreckt und bei der sich Behandlungsphasen mit Pausen abwechseln. Die Gründe dafür und wie eine Behandlungssitzung abläuft beschreiben wir im Folgenden.

Eine Chemotherapie umfasst meist mehrere Therapieeinheiten, genannt Zyklus. Ein Zyklus besteht aus der Verabreichung von einem oder mehreren Wirkstoffen, gefolgt von einer Pause, in der sich die gesunden Zellen erholen können. Häufig wird die Chemotherapie in 4-6 Zyklen alle 3-4 Wochen appliziert. In bestimmten Zeitabständen werden Untersuchungen zur Prüfung der Wirksamkeit durchgeführt.

Für die Verabreichung von Zytostatika beziehen sich Ärzte auf sogenannte Therapieschemata. Diese wurden in Studien entwickelt und sollen zeigen, wie durch die Kombination von Wirkstoffen die besten Ergebnisse erzielt werden können. Dabei sind folgende Fragen relevant: welche Wirkstoffe sollten am besten kombiniert werden? In welcher Reihenfolge und welchem zeitlichen Abstand sollten sie gegeben werden?

Wie läuft eine Behandlungssitzung ab?

Bei einer ambulanten Behandlung kommen die Patienten in eine ambulante Tagesklinik.

Die Chemotherapie wird an eine Kochsalzinfusion angeschlossen. In die Kochsalzinfusion können bereits begleitende Medikamente gegeben werden, um Nebenwirkungen und allergischen Reaktionen vorzubeugen (z.B. Antiemetika, Antihistaminika, Cortison).

Die Therapie kann bis zu mehreren Stunden dauern. Daher empfiehlt es sich etwas mitzubringen, um sich die Zeit zu vertreiben: Musik, etwas zu Lesen.

Gut zu Wissen: Die Pflegekräfte, die Sie während der Therapie betreuen, sind für viele Fragen ansprechbar. Nutzen Sie deren große Erfahrung in der Betreuung von Tumorpatienten und fragen Sie nach!

Es gibt auch Langzeitinfusionen, bei denen die Chemotherapie über einen Port 24-120 Stunden läuft. Die Patienten erhalten die Medikamente in einer kleinen mechanischen Pumpe mit nach Hause, ohne dass sie in ihrer Mobilität wesentlich eingeschränkt sind.

Ambulant oder stationär?

In der Regel erfolgt eine Chemotherapie ambulant, das bedeutet, man kann danach wieder nach Hause gehen. In manchen Fällen ist ein Krankenhausaufenthalt notwendig:

  • Wenn schwere Nebenwirkungen zu erwarten sind. Das kann bei bestimmten Vorerkrankungen der Fall sein oder bei eingeschränkter Nierenfunktion.
  • Bei einigen wenigen Fällen, wenn die Behandlung zu einer schweren Immunsuppression (Unterdrückung des Immunsystems) führt und die Infektionsgefahr hoch ist.

Tipps für die Chemo-Behandlungssitzung:

  • Nehmen Sie sich etwas zum Lesen, zum Anschauen oder Musik mit.
  • Tragen Sie bequeme und warme Kleidung und bringen Sie eine Decke mit, falls Ihnen kalt wird.
  • Fragen Sie, ob Sie eine Begleitperson mitnehmen dürfen.
  • Nehmen Sie sich etwas zu Essen oder zu Trinken mit.
  • Denken Sie daran, Ihre Hin- und Rückfahrt zu organisieren, damit Sie nicht selbst fahren müssen.
  • Sie müssen nicht nüchtern kommen, daher essen Sie vorher etwas, wenn Sie möchten.
  • Klären Sie mit Ihrem Arzt ab, welche Medikamente Sie sonst noch einnehmen dürfen.

Bei einer Standard-Chemotherapie wird eine Infusion mit Zytostatika über einen Venenzugang ins Blut gegeben. Dafür gibt es unterschiedliche Möglichkeiten:

  • Venenverweilkatheter: dabei legt das medizinische Personal einen kleinen Plastikschlauch in eine Vene, meist in der Armbeuge. Dafür wird eine Nadel verwendet. Der Schlauch hat ein verschließbares Ventil, an das Infusionen angeschlossen werden können. Ein Venenverweilkatheter eignet sich nur bei einmaligen oder wenigen Gaben von Zytostatika.
  • Zentraler Venenkatheter (ZVK): auch hier wird ein Schlauch (Katheter) in eine größere Vene eingeführt, meist unter dem Schlüsselbein oder am Hals. Dies erfolgt mit einer örtlichen Betäubung, um Schmerzen vorzubeugen. Der Vorteil ist, dass die Wände der größeren Venen weniger anfällig sind, von den Zytostatika gereizt zu werden. Außerdem kann der ZVK längere Zeit verbleiben und verrutscht nicht so leicht.
  • Portkatheter: dabei handelt es sich ebenfalls um einen Schlauch, der in eine große, herznahe Vene, mittels eines kleinen operativen Eingriffs, gelegt wird. Dieser ist aber zusätzlich mit einer Kammer verbunden und mit einer Membran, die ein immer wieder neues Anstechen einer Vene unnötig macht. Ein Port bietet sich bei Chemotherapien an, die über mehrere Wochen oder Monate erfolgen. Alles zu den Vorteilen eines Ports, das Einsetzen, die nötige Pflege und das Entfernen unter: was ist ein Port?

Wie läuft eine orale Chemotherapie ab?

Die orale Einnahme von Zytostatika in Kapsel- oder Tablettenform wird immer häufiger. Sie bietet Patienten den Vorteil, dass sie die Medikamente zuhause einnehmen können. Es entfallen Terminierungen, Fahrtwege und Wartezeiten. Zudem entfällt das „Stechen“ und die Dauervenenzugänge.

Andererseits kann es für Patienten auch herausfordernd sein, sich genau an die Einnahmepläne zu halten, Dosierungen im Blick zu behalten und Nebenwirkungen zu dokumentieren. Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten müssen berücksichtigt werden. Hier kann vor allem die Beratung und Betreuung durch eine spezialisierte Apotheke helfen. Denn Zytostatika sind sehr starke Arzneimittel, die mit Vorsicht genommen werden müssen.

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Zuletzt geändert am: 29.02.2024
Autor: Redaktion StärkergegenKrebs

Medizinische Qualitätssicherung: PD Dr. med. Michael Sandherr - Facharzt für Innere, Hämatologie und Onkologie

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Krebsinformationsdienst des Deutschen Krebsforschungszentrums in der Helmholtz-Gemeinschaft (dkfz.) Wie läuft eine Chemotherapie ab?. https://www.krebsinformationsdienst.de/behandlung/chemotherapie/durchfuehrung.php; Letzter Abruf: 20.03.2023

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