S3-Leitlinien

Auf dieser Seite finden Sie Informationen zu den S3-Leitlinien für Krebserkrankungen und wo Sie diese finden können.

Auf einen Blick

  • S3-Leitlinien sind Handlungsempfehlungen auf höchstem Evidenzniveau
  • Es gibt sie für verschiedene onkologische Krankheitsbilder
  • Zu vielen S3-Leitlinien gibt es auch passende Patientenleitlinien

Hinweis: Die Informationen dieses Fachtextes können und sollen eine ärztliche Meinung nicht ersetzen und dürfen nicht zur Selbstdiagnostik oder -behandlung verwendet werden.

Was sind Leitlinien?

In Leitlinien wird aktuelles medizinisches Wissen gesammelt und bewertet. Ziel ist es, dass Patienten optimal untersucht und behandelt werden. Es handelt sich also um spezifische Empfehlungen, wie eine Erkrankung diagnostiziert und behandelt werden sollte.

Grundsätzlich existieren Leitlinien für unterschiedlichste Erkrankungen, unter anderem auch für Krebserkrankungen. Sie richten sich an medizinisches Personal, Ärzte und andere Fachleute im Gesundheitswesen, aber auch interessierte Patienten und Angehörige können sich in Leitlinien über empfohlene Untersuchungen und Behandlungsverfahren informieren. 

Das Leitlinienprogramm Onkologie existiert seit 2008 und ist eine von der Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften e.V. (AWMF), der Deutschen Krebsgesellschaft e.V. (DKG) und der Deutschen Krebshilfe (DKH) gegründete Initiative zur Versorgungshilfe und Qualitätssicherung in der onkologischen Versorgung. 

Es gibt grundsätzlich vier verschiedene Klassen von Leitlinien. Besonders wichtig sind die S3-Leitlinien, da sie mehrfach qualitätsgesicherte, strukturierte Behandlungsempfehlungen auf höchstem Evidenzniveau bieten. Sie liefern Ihnen also die höchste Sicherheit.

Welche Leitlinien gibt es?

Insgesamt gibt es vier verschiedene Arten von Leitlinien, die grundsätzlich dazu dienen sollen, Handlungsempfehlungen bei bestimmten Krankheitsbildern zu geben:

  • S1-Leitlinie: Handlungsempfehlungen von Experten werden für bestimmte Krankheitsbilder zusammengefasst.
  • S2k-Leitlinie: Handlungsempfehlungen werden wie bei der S1-Leitlinie von Experten für bestimmte Krankheitsbilder erstellt. Allerdings gibt es hier immer eine sogenannte strukturierte Konsensfindung, was bedeutet, dass so lange gemeinsam diskutiert wird, bis man sich über eine bestimmte Handlungsempfehlung einig ist.
  • S2e-Leitlinie: Hier werden die Handlungsempfehlungen von der Leitlinien-Kommission aus unterschiedlichen Quellen systematisch zusammengetragen - bei unterschiedlichen Einschätzungen gibt es jedoch keine strukturierte Konsensfindung.
  • S3-Leitlinie: Nur diese Leitlinienform erfüllt alle der folgenden Anforderungen: Die Kommission ist mit allen Expertengruppen des jeweiligen Krankheitsbildes besetzt, das Wissen wird systematisch gesammelt und bewertet. Um bei verschiedenen Einschätzungen innerhalb der Kommission zu einer einheitlichen Empfehlung zu kommen, gibt es ein spezielles Verfahren zur Konsensfindung.

S3-Leitlinien sind am verlässlichsten, aber auch am aufwendigsten (über Jahre) zu erstellen. S3-Leitlinien dienen unter anderem den Sozialgerichten als Bewertungsmaßstab ärztlichen Handelns, haben allerdings keine Rechtsgültigkeit. Das heißt, Ärzte können von der Leitlinie abweichen, wenn in einem bestimmten Behandlungsfall ein anderer Weg geeigneter erscheint. Eine Abweichung sollte immer gut begründet und dokumentiert sein. Ergänzend zu den S3-Leitlinien gibt es auch immer Patientenleitlinien, die für Laien verständlich geschrieben wurden.

Gut zu wissen: Zu vielen S3-Leitlinien gibt es auch Patientenleitlinien, die in der Regel kürzer und für Laien verständlicher geschrieben sind. Die Patientenleitlinien werden kontinuierlich zu allen bestehenden S3-Leitlinien ergänzt. Die Patientenleitlinien sind online einsehbar und können als Broschüren bei der Stiftung Deutsche Krebshilfe bestellt werden.

Welches Ziel haben die S3-Leitlinien?

Ziel und Nutzen von S3-Leitlinien soll ein gewisser Interpretations- und Handlungskorridor für den gesamten Behandlungszeitraum sein, der empfohlen, aber nicht verbindlich vorgeschrieben wird. So können sich alle behandelnden Berufsgruppen sicher sein, dass nach dem gleichen Schema und für das gleiche Ziel behandelt wird.

Der Patient hat durch die S3-Leitlinie eine gewisse Sicherheit, dass seine Behandlung im Rahmen der Früherkennung, Diagnosestellung, Therapie und Nachsorge evidenzbasiert und qualitätsgesichert ist. Bei eventuellen Schadensersatzprozessen gibt die S3-Leitlinie dem Patienten außerdem eine Argumentationsbasis.

Wo findet man die S3-Leitlinien?

Die S3-Leitlinien sowie die dazu gehörigen Patientenleitlinien sind auf der Homepage der AMWF, der Fachgesellschaften, in Onkopedia und in speziellen Publikationen zu finden. Passend dazu gibt es auch eine App, durch die man alle onkologischen S3-Leitlinien sofort einsehen kann und über mögliche Änderungen oder Neuerungen informiert wird.

Wer schreibt die S3-Leitlinien?

Geschrieben werden die Leitlinien von der Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften e.V. (AWMF), der Deutschen Krebsgesellschaft e.V. (DKG) und der Deutschen Krebshilfe (DKH), immer unter Berücksichtigung diverser Experten- und Patientengruppen. Je Leitlinie werden die konkreten Fachgesellschaften und Organisationen aber auch immer noch einmal ausgewiesen. Die S3-Leitlinien selbst sind auf der Homepage des Office des Leitlinienprogramms Onkologie zu finden. 

Wie entstehen S3-Leitlinien?

Um eine S3-Leitlinie zu erstellen, wird eine Leitlinienkommission mit Fachleuten aus allen Bereichen einer bestimmten Tumorentität gebildet. Die Leitlinienkommission trägt das Wissen aus verschiedenen Quellen möglichst vollständig zusammen. Danach wird es bewertet. Auch Patientenerfahrungen werden hierzu berücksichtigt. Unterschiedliche Einschätzungen der Kommissionsmitglieder werden besprochen und bei der Erstellung der Leitlinie berücksichtigt. Dies wird als „strukturierte Konsensfindung“ bezeichnet.

Mögliche Interessenkonflikte der Mitglieder müssen offengelegt werden. Das heißt, sie müssen zum Beispiel angeben, ob sie für oder im Auftrag eines pharmazeutischen Unternehmens gearbeitet haben, welches Medikamente für die Krankheit herstellt, die die Leitlinie behandelt.

Wie sind S3-Leitlinien aufgebaut?

Grundsätzlich sind die S3-Leitlinien in verschiedene Versionen aufgebaut: Es gibt sowohl eine Langversion als auch eine Kurzversion, einen Evidenzbericht sowie einen Leitlinienreport

Die Langversion umfasst eine vollständige Übersicht über das methodische Vorgehen der Leitlinienentwicklung sowie die Hintergrundtexte und Empfehlungen zum Management der jeweiligen onkologischen Erkrankung. In der Kurzversion ist eine Übersicht der klinisch relevanten Inhalte zu finden. Der Evidenzbericht gibt eine detaillierte Darstellung der Methodik und Ergebnisse der systematischen Evidenzrecherche. Das methodische Vorgehen wird im Leitlinienreport beschrieben. Auch die Bewertungen und Empfehlungsgrade zu einer bestimmten Krebsart sind hier zu finden.

Für Patienten ist die Kurzversion (neben den Patientenleitlinien) am ehesten geeignet, da die Informationsmasse überschaubar ist. In der Kurzversion finden Sie beispielsweise Informationen zu Präventionsmaßnahmen, Diagnostikverfahren, Stadieneinteilung, Therapie, Nachsorge, Palliativversorgung und Rehabilitation. 

Gut zu wissen: Die Empfehlungen in den S3-Leitlinien werden in Empfehlungsstufen eingeteilt. Dadurch soll gezeigt werden, ob die positiven Wirkungen einer Empfehlung gegenüber den negativen Konsequenzen (z.B. Nebenwirkungen) überwiegen. Das bedeutet: je sicherer der Nutzen und die breite Anwendbarkeit eingeschätzt wird, desto besser die Empfehlungsstufe.

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Zuletzt geändert am: 14.11.2022
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Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften e.V. (AWMF) e.V. AWMF-Regelwerk Leitlinien. https://www.awmf.org/leitlinien/awmf-regelwerk.html; Letzter Abruf: 13.10.2022

Deutsche Krebsgesellschaft e.V. In: Office des Leitlinienprogrammes Onkologie. https://www.leitlinienprogramm-onkologie.de/programm/informationen-zum-leitlinienprogramm/; Letzter Abruf: 13.10.2022

Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG) Was sind Leitlinien?. https://www.gesundheitsinformation.de/was-sind-leitlinien.html; Letzter Abruf: 13.10.2022

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