Einige umstrittene Therapien und Heilversprechen

Große Vorsicht bei Therapieformen, die Heilung versprechen. Sprechen Sie weitere Therapien unbedingt mit Ihrem Arzt ab.

Auf einen Blick

  • Auch eine ganzheitliche Behandlung von Krebs umfasst in erster Linie Schulmedizin  
  • Äußerst umstrittene Therapien: MMS, Galavit, Therapie nach Hulda Clark, Ukrain

Hinweis: Die Informationen dieses Fachtextes können und sollen eine ärztliche Meinung nicht ersetzen und dürfen nicht zur Selbstdiagnostik oder -behandlung verwendet werden.

Heilversprechen bei alternativen Therapien? Achtung!

Grundsätzlich ist bei Therapieformen, die eine vereinfachte Heilung versprechen, große Vorsicht geboten. Meist kommen diese Heilversprechen bei alternativen Krebstherapien oder biologischen Krebstherapien vor. So sollte unbedingt ein Schulmediziner um Rat gebeten werden, bevor (kostspielige) naturheilkundliche Krebstherapien eingeleitet werden. Die erfolgreiche Behandlung einer Krebserkrankung erfordert eine ganzheitliche Herangehensweise, die neben der individuellen Patientenkonstitution unbedingt die Empfehlungen des Schulmediziners berücksichtigen sollte.

Wichtig: Ziehen Sie bitte vor der Behandlung mit naturheilkundlichen Therapien unbedingt immer erst einen Schulmediziner hinzu.

Umstrittene naturheilkundliche Therapien bei Krebs!

Miracle Mineral Supplement (MMS)

Natriumchlorit (NaClO2)
Miracle Mineral Supplement, kurz MMS, wird verkauft als Natriumchlorit (NaClO2), was von Natriumchlorid (NaCl) zu unterscheiden ist. Durch das Beifügen einer verdünnten Säure, meist Zitronen- oder Weinsteinsäure, bildet sich Chlordioxid (ClO4). Dieser Wirkstoff ist eine Verbindung aus Chlor und Sauerstoff, die hochreaktiv und chemisch instabil ist. Sie wird auch als Chlorbleiche bezeichnet.

Es existiert noch keine ausreichend erforschte Wissensgrundlage, um die Substanz hinsichtlich ihrer Anwendbarkeit auf Krebspatienten bewerten zu können. So finden sich hier lediglich Erfahrungsberichte zur Wirksamkeit in der Krebsbehandlung, welche jedoch aus wissenschaftlicher Sicht nicht ausreichend fundiert und nachvollziehbar sind. Es wird also empfohlen, bei bewährten Behandlungsmethoden der Biomedizin zu bleiben. 

Galavit

Nicht für die Krebsbehandlung erlaubt.
Der russische Immunmodulator Galavit wurde entwickelt, um Kosmonauten vor Immunsystemerkrankungen infolge der hohen Strahlenbelastung im Weltraum zu schützen. Dieses Mittel ist ausschließlich in Russland für die Behandlung verschiedener akuter sowie chronischer Infektionskrankheiten erlaubt, nicht jedoch als Krebsbehandlungsmethode.

Dennoch wird in Illustrierten die angebliche Wirksamkeit bei der Tumorwachstumsbekämpfung sowie Verlängerung der Lebenszeit beworben. Hierfür existieren allerdings keinerlei Belege. Die Behandlung mit Galavit dauert ca. einen Monat, wobei zunächst täglich, dann zweitägig eine Ampulle des Wirkstoffes in den Muskel injiziert wird. In Deutschland liegen die Kosten bei bis zu 10.000 Euro, was für eine ungeprüfte Methode deutlich zu viel ist. Insbesondere wenn man bedenkt, dass die Behandlung in Russland wenige hundert Euro kostet. In Deutschland begründet sich die Therapie ausschließlich auf Profitgenerierung, insbesondere weil es keinerlei Wirksamkeitsbelege gibt.

Therapie nach Hulda Clark

Darmegel soll für die Krebsentstehung verantwortlich sein.
Die US-Amerikanerin Hulda Clark macht einen bestimmten Darmegel für die Krebsentstehung verantwortlich. Nach dieser Methode soll der Egel mithilfe eines sog. „Zapper“ aus seinem Versteck in den Darmzotten hervorgelockt und im Anschluss durch eine Kräutermischung getötet werden.

Es konnte jedoch in keiner Untersuchung die Wirksamkeit dieser Methode ermittelt werden. Grundsätzlich erscheint es höchst zweifelhaft, ob der Darmegel Fasciolopsis buscii als alleiniger Krebserreger definiert werden kann, da hinreichend bekannt ist, dass eine Krebserkrankung immer verschiedene Ursachen hat. 

Ukrain

Krebszellen sollen zur Selbstzerstörung aktiviert werden.
Die halbsynthetische Mischsubstanz Ukrain besteht aus Alkaloiden des Schöllkraut und dem Chemotherapeutikum Thiotepa und soll Krebszellen zur Selbstzerstörung aktivieren. Hierzu existieren jedoch keine hinreichenden Studienergebnisse. Es wurden einige wenige Studien in osteuropäischen Staaten durchgeführt, die mit einer sehr kleinen Stichprobe (zwischen acht und 36 Patienten) und unterschiedlichen Tumorarten sehr geringe Aussagekraft haben.

Diesen Studien wird ein vermeintlicher westlicher Studienstandard zugesprochen. Zwischen den Jahren 1999 und 2001 wurde an einer Universität eine Studie zu Ukrain durchgeführt, an der 90 Patienten mit einem Pankreaskarzinom teilnahmen. Die Ergebnisse der Studie stehen jedoch unter großen Zweifeln. Die Patienten erhalten bei dieser Therapieform eine Injektion über ca. ein halbes Jahr. Diese kostet pro Monat ca. 1.000 Euro und wird direkt beim Hersteller bezogen.

Weil keine repräsentativen Studienergebnisse vorliegen, sollten jedoch keine zu großen Erwartungen bzgl. dieser Behandlungsmethode gehegt werden. Außerdem wird von einer Parallelbehandlung oder der Absetzung mit biologischen Therapien, z. B. Misteltherapie, massiv abgeraten.

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Zuletzt geändert am: 03.08.2022
Autor
Expertengremium Naturheilkunde

Hauptautor: Wolfgang Doerfler - Facharzt für Neurologie, Arzt für Naturheilverfahren

Beratungsstelle Komplementärmedizin und Naturheilkunde am Tumorzentrum München

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Deutsche Krebsgesellschaft e.V. & Arznei­mittel­kommission der deutschen Ärzteschaft (2001) Arznei­mittel­kommission der deutschen Ärzteschaft: Zur Anwendung des Präparates „Galavit“ in der Krebstherapie. In: Deutsches Ärzteblatt. Vol. 98 (15), https://www.aerzteblatt.de/archiv/26859/Arznei%C2%ADmittel%C2%ADkommission-der-deutschen-Aerzteschaft-Zur-Anwendung-des-Praeparates-Galavit-in-der-Krebstherapie; Letzter Abruf: 29.04.2021

Deutsche Krebsgesellschaft e.V. & Arznei­mittel­kommission der deutschen Ärzteschaft (2001) Mitteilungen: Arznei­mittel­kommission der deutschen Ärzteschaft Zur Anwendung des Präparates „UKRAIN“ in der Krebstherapie. In: Deutsches Ärzteblatt. Vol. 98 (7) , https://www.aerzteblatt.de/archiv/26084/Mitteilungen-Arznei%C2%ADmittel%C2%ADkommission-der-deutschen-Aerzteschaft-Zur-Anwendung-des-Praeparates-UKRAIN-in-der-Krebstherapie; Letzter Abruf: 29.04.2021

Lordick, F. (2017) Ist die komplementäre Medizin eine Alternative?. In: FORUM. Das offizielle Magazin der Deutschen Krebsgesellschaft e.V.. Vol. 32 (5),

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