Palliative Sedierung

Auf einen Blick

  • Eine palliative Sedierung ist eine Maßnahme, die bei Patienten zum Einsatz kommt, deren Symptom(e) nicht durch die üblichen Maßnahmen gelindert werden kann
  • Es handelt sich um die Gabe sedierender Medikamente, die das Bewusstsein des Patienten reduzieren oder ausschalten (bewusstlos)
  • Es gibt unterschiedliche Arten der palliativen Sedierung
  • Die palliative Sedierung erfolgt stufenweise und verhältnismäßig
  • Eine palliative Sedierung ist keine Sterbehilfe

Hinweis: Die Informationen dieses Fachtextes können und sollen eine ärztliche Meinung nicht ersetzen und dürfen nicht zur Selbstdiagnostik oder -behandlung verwendet werden.

Was ist eine palliative Sedierung?

Eine palliative Sedierung ist eine Maßnahme der Palliativmedizin, die dann zum Einsatz kommt, wenn die Symptomlast des Patienten nicht durch die üblichen Therapiemaßnahmen gelindert werden kann und deshalb zu unerträglichem Leiden führt. Man spricht von „therapierefraktären“ Symptomen. In diesem Fall können Medikamente eingesetzt werden, die das Bewusstsein des Patienten dämpfen, wenn nötig bis zur Bewusstlosigkeit. Diese Maßnahme muss unter größter Sorgfalt des behandelnden Teams erfolgen und mit dem Patienten (wenn noch möglich) und Angehörigen ausführlich besprochen werden.

Gut zu wissen: es gibt viele Diskussionen zur genauen Definition der „palliativen Sedierung“, da sie unterschiedliche Maßnahmen umfasst (zum Beispiel bezüglich der Sedierungstiefe und -länge), deshalb wird der Begriff nicht immer einheitlich verwendet.

Welche Arten der palliativen Sedierung gibt es?

Der Begriff „palliative Sedierung“ beinhaltet eine ganze Reihe an Sedierungsmaßnahmen, die unterschiedliche Bezeichnungen haben, je nach:

  • Dauer der Sedierung: intermittierend (mit Unterbrechungen verlaufend) oder kontinuierlich (durchgehend)
  • Tiefe der Sedierung: leicht (Patient ist noch ansprechbar) oder tief (Patient ist bewusstlos, ähnlich Narkose)

Wann macht man eine palliative Sedierung?

Eine palliative Sedierung erfolgt beim Auftreten von Symptomen, die durch keine anderen Maßnahmen gelindert werden können. Dazu zählen meist körperliche Symptome, wie:

  • Schmerzen
  • Atemnot (Dyspnoe)
  • Übelkeit
  • Unruhe (Delir)

Umstritten ist der Einsatz der palliativen Sedierung bei existentiellem Leiden oder starken psychischen Symptomen. Hierbei wird die Einbeziehung psychologisch/psychiatrischer Experten empfohlen.

Achtung: eine palliative Sedierung erfolgt erst, wenn alle anderen Maßnahmen ausgeschöpft worden sind!

Eine palliative Sedierung kann auch notfallmäßig zum Einsatz kommen. In diesem Fall wird die Dosis schnell bis zur Bewusstlosigkeit erhöht. Dies kann zum Beispiel bei plötzlichen starken Blutungen von HNO-Tumoren der Fall sein.

Eine tiefe kontinuierliche Sedierung bis zum Tod, das ist eine Sedierung, bei der der Patient bewusstlos ist und die Medikamente durchgehend verabreicht werden, ist nur bei Patienten mit refraktären Symptomen in der Sterbephase indiziert.

Eine palliative Sedierung kann grundsätzlich auch in der ambulanten Versorgung erfolgen. Wenn allerdings eine engmaschige Überwachung des Patienten nötig ist, kann eine stationäre Aufnahme notwendig werden.

Was passiert bei einer palliativen Sedierung?

Die Indikation für eine palliative Sedierung sollte in einem interdisziplinären Team besprochen werden. Die Entscheidung für eine palliative Sedierung findet nach ausführlicher Aufklärung zusammen mit dem Patienten (wenn dies noch möglich ist) und seinen Angehörigen statt.

Die Sedierung erfolgt stufenweise (graduell), das bedeutet, dass die Sedierung nach und nach erhöht wird. Also eine Steigerung von einer niedrigen bis zur ausreichenden Dosis.

Außerdem erfolgt sie verhältnismäßig (proportional), das heißt, sie wird so dosiert, dass die Symptome des Patienten ausreichend gelindert sind, die Dosis aber immer so niedrig wie möglich gehalten wird. Die Kommunikationsfähigkeit der Patienten soll so lange wie möglich erhalten bleiben.

Für eine palliative Sedierung können unterschiedliche Medikamente verwendet werden. Dies hängt vom Patienten und seinen Symptomen ab.

Wie lange dauert eine palliative Sedierung?

Die Dauer einer palliativen Sedierung ist individuell, weshalb darüber keine Aussage möglich sind.

Achtung: zur Frage, ob eine palliative Sedierung den Tod beschleunigt, gibt es bereits mehrere Studien, die zeigen konnten, dass dies nicht der Fall ist!

Welche Medikamente für eine palliative Sedierung?

Es gibt unterschiedliche Medikamente, die für eine palliative Sedierung in Frage kommen. Sie lassen sich in 3 Gruppen unterteilen:

  • Benzodiazepine z.B. Midazolam (sehr häufig)
  • Neuroleptika/Antipsychotika z.B. Levomepromazin
  • Barbiturate z.B. Propofol

Achtung: Opioide, wie Morphin, werden für eine palliative Sedierung nicht empfohlen.

Ist eine palliative Sedierung Sterbehilfe?

Eine palliative Sedierung ist ganz klar von der Sterbehilfe abzugrenzen. Sie hat die Linderung der Symptome zum Ziel und nicht den Tod des Patienten. Patienten können zwar unter der Sedierung versterben, doch ist die Sedierung nicht ursächlich für den Tod des Patienten verantwortlich, sondern die zugrundeliegende Erkrankung und deren Fortschreiten. Eine Sedierung mit dem Ziel einzusetzen, den Tod des Patienten zu beschleunigen, ist eine missbräuchliche Anwendung dieser Maßnahme.

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Zuletzt geändert am: 17.01.2024
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Cherny N., Radbruch, L. (2009) European Association for Palliative Care (EAPC) recommended framework for the use of sedation in palliative care. In: Palliative Medicine. 23(7), S.581–593. http://www.aas2.sanita.fvg.it/opencms/export/sites/ass5/it/_eventi/_documenti/2019_04_ceformed_convegno_MMG_Grado_16_05_2019/categoria1/Sedazione-nelle-cure-palliative-Raccomandazioni-EAPC-.pdf;

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