Therapiemöglichkeiten Darmkrebs (kolorektales Karzinom)

Wird Darmkrebs (kolorektales Karzinom) diagnostiziert und das Ausmaß der Ausbreitung ist exakt bestimmt, bieten sich – je nach Stadium – verschiedene Behandlungsweisen und Therapiemöglichkeiten an.

Auf einen Blick

  • Es gibt eine Vielzahl an Therapiemöglichkeiten, welche abhängig von Stadium, Größe, Lage des Tumors und individuellen Eigenschaften des Patienten sind
  • Therapiemöglichkeiten: Chemotherapie, Strahlentherapie, Operation, Behandlung nach der Operation (adjuvante Therapie), Radiochemotherapie, Zielgerichtete Therapien, Immuntherapie, Physikalische Verfahren
  • Therapie des CRC erfolgt stadienabhängig unter Berücksichtigung der sog. TNM-Klassifikation

Hinweis: Die Informationen dieses Fachtextes können und sollen eine ärztliche Meinung nicht ersetzen und dürfen nicht zur Selbstdiagnostik oder -behandlung verwendet werden.

Welche Therapiemöglichkeiten gibt es?

Wird Darmkrebs rechtzeitig diagnostiziert, also bevor Metastasen im Körper gebildet wurden, ist er oft heilbar. Die genaue Therapie von Darmkrebs hängt von einer Vielzahl an Faktoren, wie Stadium, Größe und Lage ab. Folgende Therapiemöglichkeiten gibt es:

Wichtig zu wissen: Eine getrennte Betrachtung der zwei Tumorarten im Darm sollte unbedingt vorgenommen werden, da sich die Therapie eines Karzinoms im Bereich des Rektums von der des Kolonkarzinoms grundlegend unterscheidet.

Wie wird Operation und Chemotherapie verwendet?

Selbst nach erfolgreicher Operation kann es im Falle eines Kolonkarzinoms zur Ausbildung von Tochtergeschwülsten in anderen Organen (Metastasen) kommen, vor allem, wenn bei den betroffenen Krebspatienten zum Zeitpunkt der Operation bereits Tumorgewebe in den Lymphdrüsen existiert hat. 

Um die bestmögliche Wirkung auf das erkrankte Gewebe zu entfalten und ggf. vorhandene Tumorreste zu eliminieren, ist mit der adjuvanten Tumortherapie des Kolonkarzinoms eine Chemotherapie durchzuführen. Die Anwendungen erfolgen regelmäßig in einem Zeitraum eines halben Jahres.

Wie wird Strahlentherapie +/- Chemotherapie verwendet?

Wichtig zu wissen: Durch die neuen Therapien ist es – insbesondere beim Rektumkarzinom – sogar möglich, das auftretende Risiko nochmals um 50 % zu senken. Während der Strahlentherapie werden spezielle Chemotherapeutika verabreicht, welche hinsichtlich der erfolgreichen Bestrahlung sowie des positiven Effekts auf den Tumor eine unterstützende Wirkung bieten. Dadurch kann im Beckenbereich eine höhere Zahl der Krankheitsrückfälle (Lokalrezidivrate) erreicht werden. 

Therapie- und Behandlungsmöglichkeiten nach Stadien

Die Therapie des CRC erfolgt stadienabhängig unter Berücksichtigung der sogenannte TNM-Klassifikation:

  • T = Tumorgröße
  • N= Lymphknoten-Befall
  • M= Metastasierung

Für eine spätere Chemotherapie ist die Lokalisation des Primärtumors (rechtsseitig bis zur linken Flexur, linksseitig ab der linken Flexur) von Bedeutung, weiterhin eine molekularpathologische Differenzierung (all-RAS, BRAF, Mikrosatelliteninstabilität MSI, HRD = homologer Rekombinationsdefekt, PD-L1 und HER2, NTRK). Diese sollten bei fortgeschrittener Erkrankung und Metastasierung frühzeitig vor Therapieentscheidung bestimmt werden.

Stadium I und II (T1-3 N0)

In diesen Stadien erfolgt mit der radikalen Tumorresektion (in der Regel Hemikolektomie mit LK-Resektion) die definitive Kuration ohne weitere Nachbehandlung.

Beim fortgeschrittenen Rektumkarzinom (T2-3) wird zur Tumorinaktivierung und -verkleinerung eine neoadjuvante Radiochemotherapie (Strahlentherapie mit Fluorouracil FU oder Capecitabin) der radikalen OP vorgeschaltet. Bei tiefem präanalem Rektumkarzinom ist in der Regel ein intermittierender oder bei Sphinkterinfiltration ein permanenter künstlicher Darmausgang (Anus präter) notwendig.

Bei notfallmäßig operiertem Stadium II kann unter bestimmten Umständen eine adjuvante Chemotherapie sinnvoll sein (Tumorboardvorstellung).

Wichtig zu wissen: Bei notfallmäßig operiertem Stadium II kann unter bestimmten Umständen eine adjuvante Chemotherapie sinnvoll sein (Tumorboardvorstellung).

Stadium III (T4 N1-3 M0)

Dieses Stadium ist die klassische Indikation für eine adjuvante Chemotherapie innerhalb von 4 bis 6 Wochen nach Radikal-OP. In der Regel wird eine FOLFOX-Therapie (6 bis 12 Zyklen über 6 Monate) durchgeführt. Die FOLFOX-Therapie hat eine schnell wirkende Komponente (Oxaliplatin, Infusion über 3 Std.) sowie eine langwirkende Komponente (FU, Leukovorin, über 48 Std. mittels Perfusorpumpe). Wegen der Langzeittherapie ist die Anlage eines Ports (subkutanes Kammersystem aus Metall oder Kunststoff) nötig, das in einer ambulanten Kurz-OP angelegt wird. Am Applikationstag von Oxaliplatin sollte jegliche Kälteexposition vermieden werden (Kältepolyneuropathie).

Wichtig zu wissen: Wegen der besonderen Lymph- und Gefäßversorgung des Rektums mit Streuung in Lungen und Skelett ist (außer bei T1) eine Strahlentherapie des Rektums indiziert, die optimalerweise als präoperative neoadjuvante Radiochemotherapie gegeben werden sollte.

Stadium IV (M1)

Bei einer Oligometastasierung (z.B. solitäre synchrone Leber- oder Lungenmetastase ohne Wachstumstendenz) ist ein lokoregionäres Vorgehen mit Operation oder alternativen, tumordestruktiven  Maßnahmen (z.B. RFA = Radiofrequenzablation, LITT = laserinduzierte Thermotherapie, SIRT = selektive, intratumorale Radiotherapie, hochfokussierte Bestrahlung Chemoembolisation) zu diskutieren.

Zu einer solchen Entscheidung ist hohe Fachkenntnis und ein interdisziplinäres Tumorboard nötig. Manchmal kann eine Kombination verschiedener, lokalwirksamer Verfahren mit Chemotherapie sekundär sogar zur Heilung führen.

Fragen Sie unbedingt nach einer Tumorboardvorstellung und -entscheidung!

Im fortgeschritten metastasierten Stadium kommt der kombinierten Polychemotherapie die Hauptrolle zu.  Als Basis dient das FOLFOX-Protokoll, falls es nicht bereits adjuvant appliziert worden ist. Alternativ kommt das FOLFIRI-Protokoll zum Einsatz. Bei jungen Patienten ohne Komorbidität kann das stärkere und nebenwirkungsreichere FOLFIRINOX-Protokoll gewählt werden. Bei alten, komorbiden Patienten kann auch eine orale Chemotherapie mit Capecitabin sinnvoll sein. 

  • Entscheidend für die Begleittherapie mit einem Antikörper sind die Lokalisation des Primärtumors (rechtes-linkes Colon) sowie die molekularpathologischen Eigenschaften, insbes. All-RAS und BRAF sowie HRD und PD-L1.
  • Bei fehlender Mutation des RAS-Gens, sog. RAS-Wildtyp, ist die zusätzliche Gabe eines EGFR-wirksamen Antikörpers (Cetuximab Panitumumab) indiziert, hauptsächlich aber bei Lokalisation des Primärtumors im linken Colon.
  • Bei rechtsseitiger Lage und RAS-Mutation wird man eine Kombination aus dem VEGF-Antikörper Bevacizumab (Avastin) und Polychemotherapie wählen.
  • Eine Option in der 3. Linie stellt Aflibercept (Zaltrap) in Kombination mit FOLFIRI dar.
  • Bei BRAF-mutierten Tumoren sollte die Therapie in einem spezialisierten Zentrum erfolgen. Hier wird man neben einer starken Chemotherapie (FOLFIRINOX) eine BRAF-spezifische Medikation (z.B. Tremilimumab oder andere) zusetzen. Ebenso sollte bei PD-L1 Überexpression bzw. hoher HRD eine Immunchemotherapie unter Studienbedingungen in einem Zentrum diskutiert werden. Dies trifft auch für seltene Mutationen von HER2, NTRK und BRCA zu, die in einem speziellen molekularen Tumorboard vorgestellt werden sollten.
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Zuletzt geändert am: 26.08.2022
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Deutsche Krebsgesellschaft, Deutsche Krebshilfe & AWMF (2013) Leitlinienprogramm Onkologie: S3-Leitlinie Kolorektales Karzinom. In: Deutsche Krebsgesellschaft, Deutsche Krebshilfe & AWMF. http://leitlinienprogrammonkologie.de/Leitlinien.7.0.html; Letzter Abruf: 04.05.2021

Schmoll, HJ., Höffken, K. & Possinger, K. (2006) Kompendium Internistische Onkologie. In: Springer Verlag.

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