Olaparib (PARP-Inhibitor)

Auf einen Blick

  • Krebsarten:  Eierstockkrebs, Brustkrebs Prostatakrebs, Bauchspeicheldrüsenkrebs
  • Wirkung: Olaparib blockiert die Aktivität des PARP-Enzyms (humanen Poly-ADP-Ribose-Polymerasen = PARP), als Folge fallen die Tumorzellen einem programmierten Zelltod (Apoptose) zum Opfer
  • Mögliche Nebenwirkungen: Übelkeit, Erbrechen, Diarrhö, Magenschleimhautprobleme, Erschöpfung, Kopfschmerzen, Schwindel, verminderter Appetit, Blutbildveränderungen und erhöhte Kreatininwerte

Hinweis: Die Informationen dieses Fachtextes können und sollen eine ärztliche Meinung nicht ersetzen und dürfen nicht zur Selbstdiagnostik oder -behandlung verwendet werden.

Was ist Olaparib?

Olaparib ist ein Medikament, das bei verschiedenen Krebserkrankungen eingesetzt wird.

Olaparib dient überwiegend der Erhaltungstherapie. Dabei wird ein Medikament über einen längeren Zeitraum gegeben, um ein Wiederauftreten der bereits behandelten Krankheit zu verhindern. Seltener wird es zur Behandlung (teils in Kombination mit anderen Präparaten) eingesetzt.

Darreichungsform: Olaparib wird als Tablette verabreicht.

Wie wirkt Olaparib?

Olaparib ist ein sogenannter PARP-Inhibitor. Das heißt es blockiert (inhibiert) Enzyme namens PARP (steht für humane-Poly-ADP-Ribose-Polymerase). Es gibt PARP-1, PARP-2 und PARP-3 Enzyme. 

PARP ist in Zellen an der Reparatur von DNA-Einzelstrangbrüchen beteiligt. Es erkennt freie Strangenden, bindet daran und dient als Bindungsstelle für Reparaturfaktoren, die den Bruch richten. Olaparib sorgt dafür, dass PARP an der DNA gebunden bleibt und so kein Platz für die nötigen Reparaturfaktoren ist. Der Einzelstrangbruch bleibt also bestehen und wenn sich die Zelle teilen möchte, kommt es bei der Replikation (der Verdopplung) der DNA zu Doppelstrangbrüchen.

Ein Doppelstrangbruch kann repariert werden, doch dafür braucht es die funktionierenden Gene BRCA1 und BRCA2. Bei Tumoren, wo diese Gene mutiert (verändert) sind und dadurch nicht funktionieren, können die Doppelstrangbrüche nicht zuverlässig repariert werden. Wenn diese sich in der Zelle anhäufen, kann sie nicht mehr richtig funktionieren und stirbt ab. Dadurch hemmt Olaparib das Tumorwachstum. Hier wird also ein Merkmal des Tumors (Mutation der BRCA1/2 Gene) gegen ihn genutzt.

Wie funktioniert die Replikation von DNA?

Will sich eine Zelle teilen, muss die DNA im Zellkern, also die Erbinformation, verdoppelt werden, das nennt sich „Replikation“. Die DNA enthält nämlich alle wichtigen Informationen für das Funktionieren der Zelle.

Das gilt auch für Krebszellen. Damit der Tumor wächst, müssen sich die Krebszellen teilen und das tun sie meist in einer höheren Geschwindigkeit als normale Zellen.

Die DNA ist zweisträngig, ähnlich wie eine Leiter mit zwei Holmen. Die „Sprossen“ bestehen aus jeweils zwei Nukleotiden (Bausteine der DNA), einem Basenpaar, das miteinander verbunden ist. Für die Verdopplung (Replikation) der DNA werden die zwei Stränge geteilt (die Leiter würde längs in der Mitte der Sprossen geteilt werden) und je eine genaue Kopie jedes der beiden Stränge erstellt.

Ein DNA-Einzelstrangbruch ist ein Bruch in einem Strang der DNA. Bleiben wir beim Bild der Leiter, wäre es ein Bruch in einem der beiden Holme. Ein DNA-Doppelstrangbruch wäre, wenn die Leiter quer einen Bruch in beiden Holmen hätte. Diese Brüche können in gesunden Zellen meist repariert werden. Wenn nicht, führt eine Anhäufung von DNA-Brüchen dazu, dass die Replikation nicht mehr richtig stattfinden kann und die Zelle abstirbt.

Für welche Krebsarten wird Olaparib eingesetzt?

Olaparib (Lynparza®) wird bei folgenden Krebsarten eingesetzt:

  • Eierstockkrebs (Ovarialkarzinom)
  • Brustkrebs (Mammakarzinom)
  • Adenokarzinom des Pankreas
  • Prostatakarzinom

 Olaparib wird als Monotherapie (Behandlung mit nur einem Wirkstoff) für die Behandlung oder Erhaltungstherapie (Erfolge in der Tumorkontrolle sollen aufrechterhalten werden) verschiedener Krebserkrankungen bei erwachsenen Patienten eingesetzt.

Für eine Gabe von Olaparib müssen je nach Tumorart noch weitere Voraussetzungen erfüllt sein (z.B. in Bezug auf Eigenschaften des Tumors und die vorangegangene Behandlung). Diese werden von den behandelnden Ärzten geprüft.

Welche Nebenwirkungen können bei Olaparib auftreten?

Als häufige Nebenwirkungen treten bei Olaparib auf:

  • verminderter Appetit
  • Übelkeit (Nausea), Erbrechen (Emesis), Durchfall (Diarrhö)
  • Oberbauchbeschwerden (Dyspepsie)
  • Veränderung des Geschmacksinns (Dysgeusie)
  • Erschöpfung, Schwäche und Kraftlosigkeit (Athenie)
  • Kopfschmerzen
  • Schwindel
  • Blutbildveränderungen: es kann zu Mängeln kommen, z.B. von Hämoglobin, der Blutfarbstoff (Anämie), von Zellen des Immunsystems, Neutropenie (neutrophile Granulozyten)oder Lymphopenie (Lymphozyten) und von Blutplättchen (Thrombozytopenie)
  • erhöhte Kreatininwerte (kann darauf hinweisen, dass die Nieren nicht mehr richtig arbeiten)
  • erhöhtes mittleres korpuskuläres Volumen (MCV), das ist das Volumen der Erythrozyten (roten Blutkörperchen)
  • Entzündung der Mundschleimhaut (Stomatitis)
  • Schmerzen im Oberbauch

Achtung: Da sich Olaparib auf die Blutzellen auswirkt und es damit zu Blutbildveränderungen kommt, wird empfohlen, dass Patienten die Therapie erst beginnen, wenn sich die Blutzellen von einer vorangegangenen Krebsbehandlung erholt haben. Vor Behandlungsbeginn und in regelmäßigen Abständen sollte deshalb ein großes Blutbild gemacht werden.

In seltenen Fällen wurde über das Auftreten eines myelodysplastisches Syndrom (MDS) beziehungsweise einer akuten myeloischen Leukämie (AML) berichtet.

Wie lange wird Olaparib gegeben?

Grundsätzlich liegt das im ärztlichen Ermessen und ist abhängig vom Krankheitsverlauf. Die Therapie ist so lange fortzusetzen, bis die Krebserkrankung fortschreitet oder Resistenzen auftreten. Für eine Weiterbehandlung nach einem Rezidiv liegen keine Daten vor.

Wie wird Olaparib dosiert?

- Olaparib Hartkapseln: Die Behandlung mit Olaparib sollte spätestens acht Wochen nach der letzten Dosis der platinbasierten Chemotherapie begonnen werden. Die empfohlene Dosis beträgt 400 mg Olaparib zweimal täglich (entspricht acht Kapseln).

Wichtig: eine gleichzeitige Nahrungsaufnahme verlangsamt die Resorption, deshalb sollten die Patienten/-innen die Kapseln mindestens eine Stunde nach einer Mahlzeit einnehmen und danach möglichst zwei weitere Stunden nichts essen. Vergessen Patienten eine Einnahme, sollten sie ihre nächste normale Dosis zur geplanten Zeit einnehmen.

- Filmtabletten: Die empfohlene Dosis beträgt 300 mg zweimal täglich (zwei 150-mg-Tabletten), entsprechend einer Tagesgesamtdosis von 600 mg.

- Die 100-mg-Tablette ist für Dosisreduktionen vorgesehen. Bei Patientinnen, die eine platinbasierten Chemotherapie erhalten, sollte die Behandlung mit Olaparib spätestens acht Wochen nach der letzten Chemotherapie begonnen werden.

Wichtig: Hartkapseln dürfen nicht gegen Filmtabletten der gleichen Dosierung ausgetauscht werden, da sich die beiden Darreichungsformen in ihrer Bioverfügbarkeit unterscheiden! Bei Patienten mit eingeschränkter Nierenfunktion ist eine Abwägung von Nutzen und Risiko erforderlich, bei eingeschränkter Leberfunktion wird von der Einnahme abgeraten.

Die Wirksamkeit hormoneller Kontrazeptiva kann bei gleichzeitiger Anwendung von Olaparib verringert sein.

Besonderheit: Hartkapseln sind bei Temperaturen von 2–8 °C (Kühlschrank) zu lagern. Sie dürfen nicht gefrieren. Bis zu drei Monate lang können die Hartkapseln bei Temperaturen nicht über 30 °C aufbewahrt werden. Nicht verbrauchte Kapseln müssen nach diesem Zeitraum entsorgt werden.

Für die Lagerung von Filmtabletten sind keine besonderen Temperaturen vorgeschrieben. Das Arzneimittel ist in der Originalverpackung aufzubewahren, um es vor Feuchtigkeit zu schützen. Lynparza® ist verscheibungspflichtig.

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Zuletzt geändert am: 03.02.2025
Autor: Expertengremium Apotheken

Hauptautorin: J. von Wallenrodt - Fachapothekerin klin. Pharmazie, Palliativpharmazie

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de Bono, J., Mateo, J., Fizazi, K., Saad, F., Shore, N., Sandhu, S. &Chi, KN. (2020) Olaparib for Metastatic Castration-Resistant Prostate Cancer. In: The New England Journal of Medicine. Vol. 382 (22), S.2091-2102. https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/32343890; Letzter Abruf: 20.11.2020

NCCN (2020) Prostate Cancer. In: NCCN Clinical Practice Guidelines in Oncology.

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