Cladribin

Auf einen Blick

  • Krebsarten: Haarzell-Leukämie
  • Wirkung: Der Wirkstoff Cladribin wird als Vorstufe (Prodrug) in Form einer Injektion verabreicht, in die Zellen aufgenommen und durch Enzyme zu seiner Wirkform umgebaut. Die Folge ist ein Absterben der betroffenen Zellen (antiproliferative Wirkung). Da sowohl die DNA-Synthese als auch die RNA (Informations - Transporter) betroffen sind, wirkt Cladribin auch auf ruhende Zellen
  • Mögliche Nebenwirkungen: Fieber, körperliche Abgeschlagenheit (Fatigue), Übelkeit, Hautausschlag, Kopfschmerzen, Reaktionen an der Injektionsstelle, Schädigung des Nervensystems, mögliche Beeinflussung des Erbguts

Hinweis: Die Informationen dieses Fachtextes können und sollen eine ärztliche Meinung nicht ersetzen und dürfen nicht zur Selbstdiagnostik oder -behandlung verwendet werden.

Was ist Cladribin?

Cladribin ist ein Stoff der strukturell sehr große Ähnlichkeit zum Adenin, einem der vier Bausteine unseres Erbgutes im Zellkern einer jeder menschlichen Zelle (DNA) aufweist. Die Substanz wurde 1970 in Kalifornien entwickelt und Anfang der 1980er Jahre bei neun Patienten mit Blutkrebs erstmals eingesetzt. Die gleichen Wissenschaftler entdeckten 1988 die sehr gute Wirksamkeit dieser Verbindung bei einer seltenen Blutkrebserkrankung, der Haarzellleukämie.

Die vielversprechenden Ergebnisse dieser Untersuchungen führten zu der Entwicklung eines neuen Medikaments. Cladribin wurde 1993 in den USA und Schweden behördlich zugelassen und ab 1996 auch in Deutschland.

Wie wirkt Cladribin?

Cladribin weist als Molekül eine große Ähnlichkeit zu einem der Bausteine unserer Erbsubstanz, dem Adenin auf (Strukturanalogon zu Adenin). Darüber hinaus wird Adenin zum Aufbau der Informationsübermittlung des Erbgutes benötigt (Aufbau der RNA). Der Wirkstoff Cladribin wird als Vorstufe (Prodrug) in Form einer Injektion verabreicht, in die Zellen aufgenommen und durch Enzyme zu seiner Wirkform umgebaut. Der aktivierte Wirkstoff wird in den Zielzellen als falscher Baustein in die DAN bzw. RNA eingebaut.

Die DNA-Synthese, DNA-Reparatur, wie auch die Informationsweitergabe als RNA wird auf diese Weise behindert / unterbunden. Die Folge ist ein Absterben der betroffenen Zellen (antiproliferative Wirkung). Da sowohl die DNA-Synthese als auch die RNA (Informations - Tansporter) betroffen sind wirkt Caldribin auch auf ruhende Zellen.

Wichtig zu wissen: Die den Wirkstoff aktivierenden Enzyme befinden sich in besonders hoher Konzentration in Lymphozyten (Blutzellen mit großer Bedeutung für das Immunsystem), sind das die vornämlichen Zielstrukturen.

Für welche Krebsarten ist Cladribin geeignet?

Die Substanz ist zugelassen zur Behandlung der Haarzell-Leukämie, eine sehr seltene Erkrankung mit einem Vorkommen von 0,3 auf 100.000 Menschen pro Jahr berechnet. Männer erkranken statistisch betrachtet ca. viermal häufiger als Frauen.

Wichtig zu wissen: Die Behandlung dieser Erkrankung wurde mit Einführung des Cladribin revolutioniert. So brachte die Chemotherapie den ersten wirksamen Durchbruch in der Behandlung der Haarzell-Leukämie.

Wie lange wird Cladribin gegeben?

Das Besondere an dieser Substanz, es wird in nur einem Zyklus gegeben.

Welche Nebenwirkungen hat Caldribin?

Da der Wirkstoff vorwiegend die für das Immunsystem so wichtigen Lymphozyten schädigt, ist Fieber eine der häufigsten Reaktionen (Pyrexie 33%), gefolgt von körperlicher Abgeschlagenheit (Fatigue 31%), Übelkeit (22%), Hautausschlag, Kopfschmerzen, sowie Reaktionen an der Injektionsstelle.

Eine sehr starke Wirkung zeigt Cladribin auf das Knochenmark, dem Zentrum der menschlichen Blutbildung. Die Auswirkungen sind individuell sehr unterschiedlich und bedürfen der genauen Kontrolle Ihres behandelnden Arztes. Eine Schädigung des Nervensystems wird in etwa 15% aller Anwendungen beschrieben.

Da die Substanz das Erbgut beeinflusst, sollten Männer daher während der Behandlung und bis zu sechs Monate nach deren Abschluss kein Kind zeugen.

Wie erfolgt die Dosierung von Cladribin?

Wichtig zu wissen: Die Dosierung von Cladribin erfolgt angepasst an das Körpergewicht, pro Kg wird eine Dosis von 0,14 mg, als Injektion unter die Haut, verabreicht. Für einen Mann mit einem Gewicht von 75 kg errechnet sich so eine Dosis von75 x 0,14 mg entsprechend 10,5 mg in 5.25 ml. Diese Dosis wird 5 Tage hintereinander verabreicht. Die Anwendung kann in Einzelfällen, nach entsprechender Einweisung des Patienten, selbstständig durchgeführt werden.

 

Schwerpunkt-Apotheken suchen und vergleichen
Zuletzt geändert am: 02.08.2022
Autor
Expertengremium Apotheken

Hauptautor: Andreas Grote - Fachapotheker für Offizinpharmazie, Onkologische Pharmazie

Beitrag jetzt teilen

Beutler,, E. (1992) Cladribine (2-chlorodeoxyadenosine). In: The Lancet. Vol. 340 (8825), S.1056 - 1061.

Juliusson, G., Elmhorn-Rosenborg, A. & Liliemark, J. (1992) Response to 2-Chlorodeoxyadenosine in Patients with B-Cell Chronic Lymphocytic Leukemia Resistant to Fludarabine. In: The New England Journal of Medicine. Vol. 327 (15), S.1056 - 1061. https://www.nejm.org/doi/full/10.1056/NEJM199210083271504; Letzter Abruf: 20.11.2020

Kath, R., et al. (1995) Pharmakologisches Profil und klinische Anwendung. In: Der Onkologe . Onkologe Vol. 1, S.614 - 626.

Unser Angebot erfüllt die afgis-Transparenzkriterien. Das afgis-Logo steht für hochwertige Gesundheitsinformationen im Internet.

Fanden Sie diesen Artikel hilfreich?

Vielen Dank für Ihr Feedback!
Gerne können Sie uns noch mehr dazu schreiben.

Bitte füllen Sie das Nachrichtenfeld aus.

Vielen Dank für Ihre weiteren Anmerkungen!

Empfohlene Artikel:

staerkergegenkrebs.de

Ein Service für Krebspatienten und deren Angehörige