Capecitabin

Auf einen Blick

  • Capecitabin wird zur oralen Chemotherapie eingesetzt
  • Wird eingesetzt bei: lokal begrenztem Dickdarm Karzinom, fortgeschrittenem Enddarm Karzinom, Magenkarzinom, Brustkrebs
  • Wirkung: Unterbrechung der Zellteilung
  • Mögliche Nebenwirkungen: Schädigung der Schleimhäute des Magen-Darmtraktes und der Haarwurzeln, Hand-Fuß-Syndrom, Erschöpfung und Abgeschlagenheit, Appetitlosigkeit

Hinweis: Die Informationen dieses Fachtextes können und sollen eine ärztliche Meinung nicht ersetzen und dürfen nicht zur Selbstdiagnostik oder -behandlung verwendet werden.

Was ist Capecitabin?

Capecitabin wird in der Chemotherapie eingesetzt. Es handelt sich um ein Zytostatikum, weil es die Zellteilung von Tumorzellen verhindert.

Darreichungsform: Capecitabin wird als Tablette verabreicht (orale Chemotherapie) und stellt somit eine Alternative zur Infusionstherapie dar.

Capecitabin ist eine Weiterentwicklung der Krebstherapie mit 5- Fluorouracil, das schon seit vielen Jahren in der Krebstherapie eingesetzt wird.

Capecitabin wird in Fachkreisen als „Prodrug“ bezeichnet, das heißt es ist eine Vorstufe von 5-Fluorouracil und muss erst aktiviert werden. Das geschieht durch ein Enzym (das sind Proteine, die Reaktionen im Körper beschleunigen), das 4mal häufiger in Krebszellen vorkommt. So werden Merkmale des Tumors gezielt zu seiner Behandlung genutzt.

Wie wirkt Capecitabin?

Capecitabin wirkt in Zellen, die sich gerade teilen, wie fast alle Zytostatika (oder Chemotherapeutika). Das ist wichtig, weil Krebszellen sich deutlich schneller teilen als gesunde Zellen. Dennoch wirkt ein Zytostatikum, so auch Capecitabin, auf alle sich teilenden Zellen, also auch auf gesunde Körperzellen in Teilung, weil es nicht zwischen gut- und bösartigen Zellen unterscheiden kann. Dadurch entstehen auch die Nebenwirkungen.

Capecitabin gelangt über das Blut in Zellen in der Teilungsphase. Zellteilung ist, wenn, aus einer Zelle eine zweite entsteht. Dafür ist es für die Zelle nötig, dass sie ihre Erbsubstanz (DNA) verdoppelt, um so eine Kopie von sich zu schaffen.

Capecitabin wird in der Zelle von einem Enzym in zwei Metabolite umgewandelt. Diese sind natürlichen Metaboliten in der Zelle sehr ähnlich, funktionieren aber nicht genauso:

  • Einer davon, stört die DNA-Synthese (Herstellung von DNA), die für die Zellteilung nötig ist.
  • Der andere stört die Synthese (Herstellung) von RNA (RNA wiederum ist für die Herstellung von Proteinen wichtig).

Weil Capecitabin Prozesse in der Zelle stört, wird es als „Antimetabolit“ bezeichnet. Es stört die Teilung von Zellen, indem es dafür notwendige Prozesse blockiert.

Was ist ein Metabolit?

Metabolite sind Moleküle, die während Stoffwechselvorgängen in der Zelle entstehen. Weil in der Zelle viele chemische Prozesse stattfinden, kann man sich das ähnlich wie eine Baustelle vorstellen. Metaboliten sind sowohl Material aus dem Dinge gebaut werden (z.B. Ziegelsteine), sie können Verbindungen schaffen (wie eine Schraube oder ein Nagel), sie sind Helfer (wie ein Schraubenzieher), Zwischenprodukte (ein Holzrahmen, der zu einem Fenster wird) oder auch Abfallprodukte (wie Holzspäne beim Sägen).

Für welche Krebsarten ist Capecitabin geeignet?

Capecitabin ist zugelassen für die Therapie von Patienten mit:

  • Dickdarm Karzinom (Kolonkarzinom) (Stufe III)
  • metastasierter Darmkrebs (Kolorektalkarzinom)
  • fortgeschrittenes Magenkarzinom
  • fortgeschrittener oder metastasierter Brustkrebs (Mammakarzinom)

Welche Nebenwirkungen hat Capecitabin?

Zytostatika wirken nicht spezifisch gegen Tumorzellen, sondern auch gesunde Körperzellen, die sich teilen. Daher sind durch die Nebenwirkungen vor allem Organe betroffen, wo sich häufig Zellen teilen bzw. erneuern: das Knochenmark, die Schleimhäute (z.B. des Magen- Darmtraktes, Nase oder Mundhöhle) sowie die Haarwurzeln. Hier bietet sich eine individuelle Prophylaxe (Vorbeugung) oder Symptombehandlung an.

Achtung: die Dosis von Capecitabin kann reduziert oder kurzweilig ausgesetzt werden, wenn die Nebenwirkungen zu stark sind. Allerdings darf dies nur in Rücksprache mit dem behandelnden Onkologen erfolgen.

Häufige Nebenwirkungen bei Capecitabin sind:

  • Störungen des Magen-Darm-Trakts: Durchfall (Diarrhö), Übelkeit, Erbrechen, Bauchschmerzen)
  • Hand-Fuß-Syndrom: das ist eine aus, eine ausgeprägte Rötung, Schwellung und Schmerzzustände an Händen und Füssen. Prophylaktisch ist die Anwendung einer 10% uridinhaltigen Creme zu empfehlen.
  • Abgeschlagenheit, Erschöpfung und Schwäche
  • Appetitlosigkeit
  • Thrombose/Embolie
  • Negative Auswirkungen auf Herz und Niere

Wie lange wird Capecitabin gegeben?

In der Fachinformation des Herstellers wird von einer regelhaften Anwendung von 6 Monaten gesprochen. Da Tumorerkrankungen sehr individuell verlaufen, sind diese Angaben nur zur groben Orientierung zu verstehen. Onkologen erarbeiten aufgrund der individuellen Situation des Patienten ein geeignetes Therapieschema.

Wie erfolgt die Dosierung von Capecitabin?

Die meisten Zytostatika werden in der Tumortherapie nach der Körperoberfläche (KOF) dosiert. Die KOF geht einher mit der Organgröße, -funktion und dadurch auch mit der Clearance (Nierenleistung), die notwendig ist, um die Zytostatika wieder auszuscheiden.

  • Bei einer Monotherapie (einer alleinigen Therapie) mit Capecitabin:  Regeldosis ist 2500 mg/qm/Tag, verteilt auf 2 Dosen, 1250 mg/qm morgens und abends, für 14 Tage gefolgt von einer einwöchigen Einnahmepause über 6 Monate. Eine Monotherapie kommt zur adjuvanten (nach einer Operation zur Tumorentfernung) Behandlung des Kolonkarzinoms, des metastasierten Kolorektalkarzinoms oder des lokal fortgeschrittenen oder metastasierten Mammakarzinoms in Frage.
  • Bei einer Kombinationstherapie (Capecitabin kombiniert mit anderen Präparaten) muss die Dosis angepasst werden (z.B. auf 800 bis 1.000 mg/qm für 14 Tage gefolgt von 7 Tage Therapiepause). Dies ist aber abhängig vom jeweiligen Präparat mit dem Capecitabin kombiniert wird.
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Zuletzt geändert am: 04.12.2024
Autor
Expertengremium Apotheken

Hauptautor: Andreas Grote - Fachapotheker für Offizinpharmazie, Onkologische Pharmazie

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Honecker, F., Claßen, J., Preiß, J. & Dornoff, W. (2014) Interdisziplinäre Empfehlungen zur Therapie. In: Zuckschwerdt Verlag.

Mutschler, E., Geisslinger, G., Kroemer, HK., Menzel, S. & Ruth, P. (2013) Mutschler Arzneimittelwirkungen: Pharmakologie - Klinische Pharmakologie - Toxikologie. In: Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft.

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