Auswirkungen von Krebstherapien auf die Fußgesundheit

Auch die Fußgesundheit kann während der Krebstherapie beeinflusst werden. Hier erhalten Sie wichtige Informationen über die Probleme, die auftreten können, und was Sie vorbeugend tun können. 

Auf einen Blick

  • Krebstherapien können aktive Hautzellen an den Füßen schädigen
  • Dadurch können Haut- und Nagelveränderungen auftreten
  • Häufige Nebenwirkungen sind das Hand-Fuß-Syndrom und die Polyneuropathie
  • Veränderungen an Ihren Füßen sollten zeitnah mit Ihrem Arzt besprochen werden

Hinweis: Die Informationen dieses Fachtextes können und sollen eine ärztliche Meinung nicht ersetzen und dürfen nicht zur Selbstdiagnostik oder -behandlung verwendet werden.

Welche Probleme können während Krebstherapien am Fuß auftreten?

Während einer Chemotherapie können die Nebenwirkungen sehr unterschiedlich sein. Da durch die Therapie nicht nur die Krebszellen, sondern auch intakte Zellen geschädigt werden, sind hier auch aktive Hautzellen mitbetroffen. Die Haut wird generell anfälliger und sensibler, auch an den Füßen. Dies kann zu Haut- und auch Nagelveränderungen führen. An den Füßen können sich folgende Veränderungen an Nägeln und Haut zeigen:

Mögliche Nagelproblematiken:

  • Nagelwachstumsstörungen
  • Querfurchen
  • Pigmentveränderungen
  • Brüchige und dünne Nägel
  • Onycholysen (Nagelablösungen)
  • Subunguale Abszesse (unter der Nagelplatte liegende Abszesse)

Mögliche Hautveränderungen:

  • Hautrötungen und Entzündungen
  • Extrem trockene Haut
  • Überempfindlichkeit
  • Brennen und jucken
  • Hyperkeratosen (Hornhautbildung)

Auch der eventuelle Funktionsverlust von Talg- und Schweißdrüsen kann noch zusätzlich Schwierigkeiten an den Füßen bereiten und die Nagel- und Hautveränderungen negativ beeinflussen. Weitere Nebenwirkungen einer Chemotherapie, welche die Füße betreffen, können das Hand-Fuß-Syndrom (HFS) und die chemotherapie-induzierte Polyneuropathie (CIPN) sein.

Das Hand-Fuß-Syndrom (HFS)

Bestimmte Krebsmedikamente können als Nebenwirkung das sogenannte Hand-Fuß-Syndrom (sog. palmar-plantare Erythrodysästhesie; PPE) auslösen. Ob und wie stark Beschwerden auftreten, hängt von der Art des eingesetzten Medikamentes, aber auch von der Behandlungsdauer und der jeweiligen Dosis ab. Auch die Kombination zweier Krebsmittel kann das Risiko für ein Hand-Fuß-Syndrom erhöhen.

Mögliche Symptome beim Hand-Fuß-Syndrom sind: 

  • Schwellung
  • Rötung
  • Brennen
  • Hautrisse
  • Überempfindlichkeit
  • Schuppige/Trockene Haut
  • Blasenbildung
  • Onycholyse (Nagelablösungen)

Das Hand-Fuß-Syndrom kann unterschiedlich ausgeprägt sein. Es wird in drei Schweregrade unterteilt. Bei mildem Verlauf ist die Haut leicht gerötet und geschwollen, ohne Schmerzen. Dies verändert sich in den Graden II und III, hier kommen dann Schmerzen und Blasenbildungen hinzu und es kann zu Funktionseinschränkungen kommen.

Hinweis: Ein gewisser Anteil der verschiedenen Nebenwirkungen lässt sich durch vorbeugende Maßnahmen durchaus mildern. Mehr dazu erfahren Sie unter den Abschnitten Vorbeugende Maßnahmen und Fußpflege-Tipps.

Chemotherapie-induzierte-Polyneuropathie

Bei einer chemo-induzierten-Polyneuropathie wird die Abkürzung CIPN verwendet. Aber auch die Begrifflichkeiten Polyneuropathie, PNP oder Neuropathie finden sich häufig. Die Polyneuropathie bezeichnet eine Schädigung mehrerer Nerven. Sie beginnt meistens mit unangenehmen Empfindungen oder auch Schmerzen in den Füßen und/oder Händen.

Die Nervenfasern zu den Füßen und Händen sind die längsten Nervenfasern in unserem Körper, gehören zu den sensiblen Nervenfasern und sind besonders empfindlich. Sie leiten Impulse zum Gehirn. Das heißt zum Beispiel, von der Haut werden Berührung, Druck, Schmerz, Wärme, Kälte und Vibration an das Gehirn gemeldet und wir können so angenehme und unangenehme Reize voneinander unterscheiden. Dies ermöglicht es eventuelle Verletzungen usw. schnell zu bemerken und uns so vor größeren Schäden zu schützen.

Eine Polyneuropathie betrifft meistens die sensiblen Nervenfasern. Werden diese Nerven geschädigt, kommt es zu Missempfindungen und Funktionsstörungen. Somit kann es passieren, dass durch die Nervenschädigungen eventuelle Läsionen an den Füßen nicht gleich bemerkt werden und diese zu weiteren Problemen führen können.

Missempfindungen an den Füßen können sein:

  • Fußschmerzen beim Auftreten
  • Taubes oder pelziges Gefühl
  • Brennen, Kribbeln oder Piksen
  • Schmerzen stechend oder einschießend
  • Missempfindungen oder auch Schmerzen bei Druck, Berührung, Kälte oder Wärme

Funktionsstörungen an den Füßen können sein:

  • Stolpern
  • Gleichgewichtsstörungen oder auch Schwanken

Wie erkennt man eine Polyneuropathie?

Es können einfache Testungen angewendet werden, um eine Polyneuropathie festzustellen. Diese Testverfahren werden sowohl von Ihrem behandelnden Arzt, Ihrem Behandlungsteam, sowie auch von Podologen angewendet:

Es wird eine Stimmgabel an verschiedenen Stellen an Ihrem Fuß aufgesetzt und Sie geben an, wenn Sie eine Vibration spüren.

Das Monofilament ist ein Faden aus Kunststoff. Auch diese Testung wird an verschiedenen Stellen am Fuß durchgeführt. Der Faden wird auf die Haut gesetzt bis dieser abknickt und Sie geben an, wenn Sie die Berührung durch den Faden spüren.

Auch das Temperaturempfinden (warm/kalt) kann mit einer einfachen Testmethode überprüft werden.

Außerdem können folgende Tests Hinweise auf eine Polyneuropathie geben:

  • Stellen Sie sich hin, die Füße schulterbreit auseinander und schließen Sie die Augen. Stehen Sie weiterhin sicher oder beginnen Sie zu schwanken?

  • Sie stehen mit beiden Füßen direkt hintereinander in einer Linie. Können sie Ihr Gleichgewicht gut halten?

Zögern Sie bitte nicht, Ihren Arzt, Ihr Behandlungsteam oder Ihren Podologen zu informieren, wenn Sie Anzeichen für Nervenschädigungen an sich festgestellt haben. Je früher die Anzeichen für eine Polyneuropathie bemerkt werden, desto besser. Bitte führen Sie die Tests nur mit einer zweiten Person durch, die Sie eventuell abstützen kann! 

Was kann man vorbeugend tun?

Vor dem Beginn einer Chemotherapie sollten bereits Maßnahmen zur Vorbeugung von Schädigungen an den Füßen unternommen werden. Vereinbaren Sie am besten noch vor dem Therapiestart einen Termin bei ihrem Fußspezialisten und lassen Sie sich über präventive Maßnahmen bezüglich ihrer Füße beraten. Eventuelle vorhandene Druckstellen, Hornhaut oder Nagelprobleme, die während der Chemotherapie Probleme bereiten können, sollten vorab behandelt werden. Auch ist es ratsam, vor dem Beginn der Chemotherapie bestehende Erkrankungen wie Fußpilz oder Hautwunden ärztlich abklären zu lassen.

Beginnen Sie schon vor der Chemotherapie mit Gleichgewichtstraining. Dies kann vorbeugend dazu beitragen, eventuell auftretende Probleme dahingehend zu vermindern. Sprechen Sie gerne bezüglich der Übungen Ihren Onkologen, Physiotherapeut oder Podologen an.

Wie sollte die Fußpflege während der Krebstherapie aussehen?

Beginnen Sie so bald wie möglich damit, Ihre Füße so viel wie möglich mit Feuchtigkeit zu versorgen. Mehrmals täglich milde Feuchtigkeits- und Pflegecremes großzügig auftragen und einmassieren, achten Sie darauf, dass die Creme gut einzieht. Empfohlen werden Pflegecremes, die keine reizenden Wirkstoffe enthalten oder die Hautbarriere negativ beeinflussen.

Die Pflegeprodukte sollten individuell auf Ihre Hautsituation und den Fußstatus angepasst werden. Hier stehen Ihnen für die Beratung neben den Fußspezialisten und ihrem onkologischen Betreuungsteam auch erfahrene onkologische Hautpflegespezialisten bei der Wahl des richtigen Pflegemittels zur Seite. Verstehen Sie das Eincremen Ihrer Füße auch als „Fußkontrolle“, um eventuelle Veränderungen rechtzeitig zu bemerken. Scheuen Sie sich bitte nicht, den fachlichen Rat einzuholen.

Bitte beachten Sie: Wichtig ist, dass Sie negative Veränderungen des Haut- und Fußzustandes zeitnah mit ihrem behandelnden Arzt besprechen, sodass Ihnen schnell und zielführend im Rahmen der Möglichkeiten geholfen werden kann.

Wichtige Fußpflege-Tipps:

  • Sollten Sie Veränderungen feststellen, suchen Sie bitte zeitnah den Rat Ihres Arztes und Ihres Fußspezialisten. Frühes Erkennen und Behandeln, auch von scheinbar kleinen Auffälligkeiten, ist von größter Bedeutung!
  • Benutzen Sie keine aggressiven Reinigungs- oder Desinfektionsmittel
  • Verzichten Sie auf lange Fußbäder und Fußpeelings
  • Verwenden Sie milde Hautreinigungsmittel und lauwarmes Wasser
  • Bitte tupfen Sie ihre Füße mit einem weichen Stoff trocken, auch den Zwischenzehenbereich
  • Falls Sie ihre Fußnägel noch selbst schneiden oder feilen, gehen Sie bitte äußert vorsichtig und sorgsam vor, um Verletzungen zu vermeiden.
  • Schneiden oder Feilen Sie Ihre Nägel nicht zu kurz
  • Vermeiden Sie möglichst Reibung, Hitze und Druck, z.B. durch nicht passendes oder zu enges Schuhwerk, warmen Bädern, Tragen und Heben von schweren Dingen oder langen Spaziergängen
  • Tragen Sie lockere und luftdurchlässige Kleidung, achten Sie hierbei auf nicht zu enge Strümpfe und Schuhe
  • Entlasten Sie Ihre Füße und Beine durch Hochlagern
  • Auch lokal kühlende Maßnahmen mit Kühlkissen können zum Einsatz kommen. Dieses ist aber abhängig davon, welches Krebsmedikament Sie erhalten. Sprechen Sie vorab mit Ihrem Onkologen, ob das Kühlen für Sie infrage kommt
  • Falls bei einem bereits vorhanden Hand-Fuß-Syndrom Blasen auftreten sollten, diese auf keinen Fall eröffnen oder aufkratzen! Wenden Sie sich bitte umgehend an Ihren behandelnden Arzt!
  • Meiden Sie Saunabesuche
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Zuletzt geändert am: 10.11.2022
Autor
Expertengremium onkologische Fußpflege und Kosmetik

Autorin: Sabine Karl-Greubel - B.Sc. complementary medicine & management/Podologie, staatl.geprüft.Podologin, sektorale Heilpraktikerin/Podologie, Dozentin im Gesundheitswesen

Lehrkraft an der MaxQ Schule für Soziales und Gesundheit, Fachbereich Podologie, Heppenheim

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C.B. Walter; H.Burow, E.-M.Grischke (2015) Dermatologische Nebenwirkungen der Zytostatika/Dermatological Reactions to Cytostatic Agents. In: Internetseite thieme-connect ejournals. https://www.thieme-connect.com/products/ejournals/abstract/10.1055/s-0033-1357944; Letzter Abruf: 10.07.2022

D. Hochlenert, G. Engels, S. Morbach (2014) Das diabetische Fußsyndrom – Über die Entität zur Therapie. In: Heidelberg, Springer Verlag. S.29-41.

Deutsche Krebsgesellschaft e.V. Basis Informationen Krebs. https://www.krebsgesellschaft.de/onko-internetportal/basis-informationen-krebs/leben-mit-krebs/alltag-mit-krebs/pflege-und-schoenheitstipps-fuer-krebspatienten.html; Letzter Abruf: 10.07.2022

LeitlinienprogrammOnkologie Leitlinienprogramm Onkologie der Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften e.V., Deutschen Krebsgesellschaft e.V. und Stiftung Deutsche Krebshilfe. https://www.krebsgesellschaft.de/deutsche-krebsgesellschaft/leitlinien/leitlinienprogramm-onkologie.html; Letzter Abruf: 10.07.2022

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