Blinatumomab

Immuntherapie mit dem Wirkstoff Blinatumomab: Alles Wissenswerte über Behandlung, Nebenwirkungen und die für die Behandlung infrage kommenden Krebsarten.

Auf einen Blick

  • Krebsarten: akute lymphatische Leukämie
  • Wirkung: Aktivierung des Immunsystems, Zerstörung der Tumorzellen
  • Mögliche Nebenwirkungen: Infektionen, eine erniedrigte Anzahl bestimmter weißer Blutkörperchen, roter Blutkörperchen und Blutplättchen, Fieber, Schwellung, Schüttelfrost, Kopfschmerzen, Hautausschlag, erniedrigter Blutdruck, erhöhte Herzfrequenz, Husten, Schlaflosigkeit und Gliederschmerzen. Außerdem kann ein Zytokinfreisetzungssyndrom auftreten.

Hinweis: Die Informationen dieses Fachtextes können und sollen eine ärztliche Meinung nicht ersetzen und dürfen nicht zur Selbstdiagnostik oder -behandlung verwendet werden.

Was ist Blinatumomab?

Blinatumomab ist der erste Vertreter der sogenannten BiTE-Antikörper (bi-specific T-cell engager). Diese sind so konzipiert, dass sie als Brücke zwischen Krebszellen und T-Zellen (eine Form der weißen Blutkörperchen oder Lymphozyten) fungieren. Über die vom Antikörper gebildete Brücke kann die T-Zelle direkt Proteine und Enzyme in die Tumorzelle einschleusen, um dort den programmierten Zelltod auszulösen. Bei Blinatumomab bindet ein Teil an das Oberflächenantigen CD19 auf der Krebszelle und der andere an CD3 auf der Oberfläche von T-Zellen.

Wichtig zu wissen: Blinatumumab aktiviert das menschliche Immunsystem und führt zu einer Zerstörung der Tumorzellen (Krebsimmuntherapie).

Für welche Krebsarten ist Blinatumomab geeignet?

Blinatumumab wird bei erwachsenen Patienten mit akuter lymphatischer Leukämie angewendet, wenn diese wieder aufgetreten ist oder auf eine vorangegangene Therapie nicht angesprochen hat.  Die akute lymphatische Leukämie ist eine Krebsform, bei der die B-Lymphozyten (eine bestimmte Art von weißen Blutzellen) unkontrolliert wachsen.

Blinatumumab kann auch bei Kindern ab dem 1. Lebensjahr, bei Jugendlichen und jungen Erwachsenen mit akuter lymphatischer Leukämie angewendet werden, wenn vorherige Therapien nicht gewirkt haben oder nicht mehr wirken.

Welche Nebenwirkungen hat Blinatumomab?

Die häufigsten Nebenwirkungen von Binatumumab sind Infektionen, eine erniedrigte Anzahl bestimmter weißer Blutkörperchen, roter Blutkörperchen und Bluplättchen, Fieber, Schwellung, Schüttelfrost, Kopfschmerzen, Hautausschlag, erniedrigter Blutdruck, erhöhte Herzfrequenz, Husten, Schlaflosigkeit und Gliederschmerzen. Außerdem kann ein Zytokinfreisetzungssyndrom auftreten. Hierbei kommt es zu grippeähnlichen Symptomen. Aber auch schwerere Verläufe sind möglich.

Wie lange wird Blinatumomab gegeben?

Es können 2 Behandlungszyklen gegeben werden, wobei ein Behandlungszyklus eine Dauerinfusion über 28 Tage umfasst. Diese Behandlungszyklen werden durch ein 14-tägiges behandlungsfreies Intervall getrennt.

Patienten, die sehr gut auf die Therapie ansprechen, können nach 2 Behandlungszyklen auf der Grundlage einer individuellen Nutzen-Risiko-Abwägung bis zu 3 weitere Zyklen mit Blinatumomab als Konsolidierungstherapie erhalten.

Zu beachten: Die Blinatumomab-Infusionsbeutel werden durch die Apotheke für eine Infusion über 24, 48, 72 oder 96 Stunden vorbereitet.

Wie erfolgt die Dosierung von Blinatumomab?

Die tägliche Dosierung ist abhängig vom Gewicht des Patienten, wobei bei einem Körpergewicht von mehr als 45 kg eine Festdosis verabreicht wird.

Patienten mit 45 kg oder mehr erhalten im 1. Therapiezyklus an Tag 1 bis 7 eine Dosis von 9 µg/ Tag und an Tag 8 bis 28 eine Dosis von 28 µg/ Tag jeweils als Dauerinfusion über eine Infusionspumpe. Danach erfolgt ein 14-tägiges behandlungsfreies Intervall bevor der 2. Therapiezyklus mit einer Dosis von 28 µg/ Tag von Tag 1 bis 28 folgt.

Bei Patienten mit weniger als 45 kg Körpergewicht wird nach Körperoberfläche dosiert. Sie erhalten im 1. Therapiezyklus an Tag 1 bis 7 eine Dosis von 5 µg/ m²/ Tag und an Tag 8 bis 28 eine Dosis von 15 µg/ m²/ Tag jeweils als Dauerinfusion über eine Infusionspumpe. Danach erfolgt ein 14-tägiges behandlungsfreies Intervall bevor der 2. Therapiezyklus mit einer Dosis von 15 µg/ m²/ Tag von Tag 1 bis 28 folgt.

Schwerpunkt-Apotheken suchen und vergleichen
Zuletzt geändert am: 03.08.2023
Autor
Expertengremium Apotheken

Hauptautorin: Kornelia Witzel - Fachapothekerin für Offizinpharmazie, Onkologische Pharmazie, Onkolotse

Beitrag jetzt teilen

(2009) Schnellübersicht. In: Kassenärztliche Bundesvereinigung KdöR. https://www.kbv.de/media/sp/Schnelluebersicht_Arzneimittel.pdf; Letzter Abruf: 03.08.2023

Deutsches Ärzteblatt (2017) Blinatumomab: „BiTE“-Antikörper verlängert Leben bei ALL-Variante. In: Deutsches Ärzteblatt. https://www.aerzteblatt.de/nachrichten/73463/Blinatumomab-BiTE-Antikoerper-verlaengert-Leben-bei-ALL-Variante; Letzter Abruf: 29.04.2021

Goekbuget, N., Dombret, H., Bonifacio, M. & Reichle, A. (2014) BLAST: A Confirmatory, Single-Arm, Phase 2 Study of Blinatumomab, a Bispecific T-Cell Engager (BiTE®) Antibody Construct, in Patients with Minimal Residual Disease B-Precursor Acute Lymphoblastic Leukemia (ALL). In: Blood. Vol. 124 (21), S.379-379. https://www.researchgate.net/publication/336492863_BLAST_A_Confirmatory_Single-Arm_Phase_2_Study_of_Blinatumomab_a_Bispecific_T-Cell_Engager_BiTER_Antibody_Construct_in_Patients_with_Minimal_Residual_Disease_B-Precursor_Acute_Lymphoblastic_Leukemia_AL; Letzter Abruf: 29.04.2021

Unser Angebot erfüllt die afgis-Transparenzkriterien. Das afgis-Logo steht für hochwertige Gesundheitsinformationen im Internet.

Fanden Sie diesen Artikel hilfreich?

Vielen Dank für Ihr Feedback!
Gerne können Sie uns noch mehr dazu schreiben.

Bitte füllen Sie das Nachrichtenfeld aus.

Vielen Dank für Ihre weiteren Anmerkungen!

Empfohlene Artikel:

staerkergegenkrebs.de

Ein Service für Krebspatienten und deren Angehörige