Was zeichnet eine qualitativ gute Strahlentherapie aus?
Eine gute Radiotherapie beginnt damit, dass der Arzt, der Radio-Onkologe, den ganzen Verlauf der Tumorerkrankung eines Patienten aus den Unterlagen verstehen möchte. Er muss wissen, welche weiteren Therapien gleichzeitig zur Bestrahlung stattfinden. Natürlich wird er auf den Patienten eingehen, auf seinen Schmerzmittelbedarf, seine Ernährungssituation, seine Ängste und mit ihm gegebenenfalls über psychoonkologische Unterstützung sprechen.
Eine Strahlentherapie-Einrichtung muss in der Lage sein, eine Chemotherapie routinemäßig gleichzeitig mit einer Bestrahlungsserie durchzuführen (die sogenannte Radiochemotherapie), wenn bei bestimmten Tumordiagnosen die Heilungschancen nach einer Radiochemotherapie höher sind als nach alleiniger Radiotherapie. Die Chemotherapie kann hierbei vom Radioonkologen selbst verabreicht werden, oder der Radioonkologe arbeitet mit internen oder externen onkologischen Einrichtungen zusammen. Im letzteren Falle sollten gemeinsame Protokolle (SOP - standard operational procedures) zu den Entscheidungen und Abläufen vorhanden sein, damit die Verantwortung gemeinsam getragen werden kann.
Während der täglichen Bestrahlungen muss das Befinden des Patienten durch das Behandlungsteam wahrgenommen werden. Hierzu sollten regelmäßig Arzt-Patientengespräche stattfinden. Akute Nebenwirkungen einer Radiotherapie sollen leitliniengerecht gelindert werden. Bei schweren Nebenwirkungen sollte die Möglichkeit bestehen, den Patienten stationär zu betreuen. Unterbrechungen der Radiotherapie sollten auf diese Weise möglichst vermieden werden, da diese zu einer verminderter Wirksamkeit führen können.
Bei dem Abschlussgespräch sollte der Patient über den weiteren Verlauf informiert werden. Der Radioonkologe ist zur Durchführung von Kontrollen verpflichtet, bis das Ansprechen auf die Radiotherapie klar ist, aber auch darüber hinaus. Wobei weitere langfristige Nachsorgen auch von anderen Fachärzten übernommen werden können.
Da die Radiotherapie immer nur ein Baustein bei einer Krebsbehandlung ist, muss ein guter Radioonkologe mit den anderen behandelnden Ärzten im engen Austausch sein. Erste Informationen zu einem Patienten werden bereits in einer Tumorkonferenz ausgetauscht, um die für den Patienten bestmögliche Behandlung zu erzielen.
Radioonkologischen Einrichtungen bieten dem Patienten auch „Zusatzleistungen“ wie die Vermittlung einer Anschlussheilbehandlung (AHB), Hilfe bei der Organisation seines Transports zur Strahlentherapie oder Hinweise zu sinnvollen komplementären Verfahren, an.
Ein gutes radioonkologisches Team nimmt regelmäßig an regionalen oder überregionalen Fortbildungen teil. Die Therapie eines Patienten wird in Übereinstimmung mit den aktuellen Leitlinien festgelegt und umgesetzt.
Für eine optimale Radiotherapie muss also wesentlich mehr vorhanden sein als eine gute technische Ausstattung!